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Bewegung im Land

Der lange Weg zum "Zusammenleben in Vielfalt" 

Kooperationsformat mit Zebratl


Die Beschäftigung mit Migrationsthemen in der Steiermark reicht weit zurück, wobei es sich lange Zeit um ein Nischenthema handelte. Während sich Mainstream-Organisationen jahrzehntelang eher zurücklehnten, haben spezialisierte Einrichtungen Bedürfnisse von MigrantInnen wahrgenommen und darauf ausgerichtete Angebote entwickelt. Doch seit geraumer Zeit ist auch auf Landesebene in Politik und Verwaltung einiges in Bewegung.

"Nach Ansicht der ExpertInnen ist ein übergreifendes Integrationskonzept für die Steiermark notwendig." So lautete einer der zentralen Vorschläge einer Studie zur Integration von MigrantInnen in der Steiermark. Beiträge dafür leisteten Einrichtungen und Personen, die
sich seit vielen Jahren mit dem Thema Migration auseinandersetzen, u. a. das Afro Asiatische Institut, der MigrantInnenbeirat Graz, die Caritas, Danaida, ISOP, Omega und ZEBRA sowie WissenschafterInnen wie Doris Kapeller, Martin Preschern und Annette Sprung. Empfohlen
wurde in dieser im Jahr 2002 verfassten Studie, dass Strukturen festgelegt werden sollen, die Integration in allen Politikfeldern fördern. Dies müsste von einer politischen Mehrheit getragen bzw. als Grundsatzbeschluss in der Landesregierung gefasst werden.



Langer Prozess ...



Im Juni 2011 wurde der Vorschlag Realität. Der Landtag beschloss mit
den Stimmen von SPÖ, ÖVP und KPÖ die "Charta des Zusammenlebens". In der
wird Integration als gemeinschaftliche Aufgabe der Landespolitik
festgeschrieben; die Charta gibt den Handlungsrahmen für die künftige
Integrationsarbeit des Landes vor. Dem vorausgegangen war ein längerer
Prozess. 2008 wurde die Steirische Integrationsplattform ins Leben
gerufen, deren Aufgaben die Beratung der Landesregierung in
Integrations-, Migrations- und Antirassismusfragen und die Entwicklung
eines Steirischen Leitbild- und Strategieprozesses waren (das zebratl
5/2009 und 4/2010 berichtete). Im Herbst 2010 erfolgte schließlich die
Einrichtung eines Ressorts und einer Fachabteilung für Integration und
Diversität auf Landesebene. Aufbauend auf den in der Steiermark
erfolgten Vorarbeiten und vorliegenden Konzepten wurden von einer
ressortübergreifenden Steuergruppe, koordiniert vom Integrationsressort,
die Charta und Maßnahmen auf mehreren Ebenen entwickelt.



... auf mehreren Säulen



In der Charta wird das Selbstverständnis von Politik und Verwaltung
des Landes Steiermark hinsichtlich des Umgangs mit der
gesellschaftlichen Vielfalt zum Ausdruck gebracht. Sie enthält u. a. das
Bekenntnis, Diskriminierung entschieden entgegenzutreten. Die
inhaltliche Ausrichtung erfolgt nach einem Diversitäts- bzw.
Vielfaltskonzept. Der Fokus richtet sich dabei nicht auf den
"Migrationshintergrund", auch andere Dimensionen wie Diskriminierung
aufgrund von Alter, Religion, sexueller Orientierung, Hautfarbe,
nationaler oder sozialer Herkunft werden in den Blick genommen.
Migration wird dementsprechend als Querschnittmaterie gesehen.



Der Prozess wird von mehreren Säulen getragen. Auf der Ebene der
Verwaltung wird eine Selbstverpflichtung eingegangen und angestrebt,
Zugänge zu vereinfachen und Hürden abzubauen. Ein jährlicher Bericht
wird über Fortschritte informieren. In der "Integrationspartnerschaft
Steiermark" unterstützen verschiedene gesellschaftliche Organisationen
wie u. a. Wirtschaftskammer, AMS, Industriellenvereinigung, ÖBG,
Kunstuniversität oder die katholische Kirche die Charta. Partnerschaften
werden auch auf einer anderen, und zwar auf kommunaler Ebene
eingegangen. Ziel ist es, in den Gemeinden und Regionen in den kommenden
Monaten nachhaltig an einer Verbesserung des Zusammenlebens zu
arbeiten. Eine weitere Säule beinhaltet Wissensaustausch. Denn für das
gleichberechtigte Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft gibt es
nicht das Rezept, vielmehr geht es um Informationsaustausch, der unter
anderem im Rahmen einer zukünftig jährlich abgehaltenen Konferenz
stattfinden soll. Das Motto der ersten Konferenz "Integration vor Ort –
Vielfalt leben in der Gemeinde" spiegelt dabei die Säule der
Gemeinde-Partnerschaften wider.



Konferenz des Zusammenlebens in Vielfalt



Bei der Konferenz des Integrationsressorts Mitte September 2011 kamen
VertreterInnen aus der Verwaltung, von NGOs, den Gemeinden und der
Landespolitik zusammen und nutzten die Möglichkeit der Vernetzung und
des Austausches. Beim Runden Tisch der GemeindevertreterInnen wurden die
Auswirkungen von Migrationsbewegungen diskutiert. Wobei hier neben dem
Zuzug von MigrantInnen aus dem Ausland auch die Binnenmigration, d. h.
die Abwanderung und deren Folgen für den ländlichen Raum, aufgezeigt
wurde. Entsprechend der Intention der Konferenz, den Gemeinden Werkzeuge
für das Zusammenleben mitzugeben, wurden Good-Practice-Beispiele
vorgestellt.



Maßnahmen sollen nicht speziell für Menschen mit
Migrationshintergrund entwickelt werden, sondern die gesamte Institution
solle allen Bevölkerungsgruppen gerecht werden.


Zu Impulsvorträgen eingeladen waren der deutsche Autor und
Migrationsforscher Mark Terkessidis sowie der österreichische Experte
und Politikwissenschaftler Bernhard Perchinig. Einigkeit herrschte über
die Wichtigkeit von institutionellen und strukturellen Veränderungen.
Maßnahmen sollen nicht speziell für Menschen mit Migrationshintergrund
entwickelt werden, sondern die gesamte Institution solle allen
Bevölkerungsgruppen gerecht werden. Terkessidis plädierte dafür, dass
der Blick sich nicht auf Individuen bzw. Gruppen, sondern auf
Einrichtungen und deren Umgang mit Vielfalt richten solle. Damit sei
eine Veränderung der Organisationskultur und ihren Routinen verbunden.
Maßnahmen müssen auf verschiedenen Ebenen ansetzen; z. B. beim
Personalbestand, wo die verstärkte Einstellung von MitarbeiterInnen mit
Migrationshintergrund gefordert sei. Hier räumte Terkessidis ein, dass
dies eigentlich im Widerspruch zur Forderung stehe, nicht auf die
Herkunft zu fokussieren. In gewissen Bereichen sei dies allerdings
dennoch notwendig. Weiters geht es auch um die Veränderung von
materiellen Gegebenheiten. Der Begriff der Barrierefreiheit soll dabei
nicht nur für Menschen mit Behinderungen angewandt werden, sondern auch
für den Abbau von strukturellen Hürden.



Auch Perchinig hinterfragte die Fokussierung auf die
Gruppenzugehörigkeit. Denn der "Migrationshintergrund" könne nicht als
alleinige Variable für die Entwicklung von Maßnahmen dienen. Vielmehr
müssten multifaktorelle Erklärungen auch in der Migrationsdebatte Einzug
halten. Er betonte ebenfalls, dass Regelinstitutionen das Thema
aufgreifen müssen, wobei es aber auch weiterhin spezielle Maßnahmen
geben solle. Diese Position entspricht den Stimmen der ExpertInnen, die
bereits in der Studie 2002 darauf hingewiesen haben, dass
Integrationsarbeit auf zwei Standbeinen aufbaut: Zum einen sind
spezielle Angebote für MigrantInnen in gewissen Bereichen notwendig,
andererseits sollen alle Institutionen auch für MigrantInnen zugänglich
sein bzw. Maßnahmen treffen, damit sie MigrantInnen als ihre Klientel
erreichen.



In der anschließenden Diskussion wurde hervorgehoben, dass die
jahrelange Expertise von Einrichtungen der Migrationsarbeit, die eine
Vorreiterrolle in dem Feld eingenommen haben, weiterhin eingebunden
werden soll. Auf die weiteren Entwicklungen und die Umsetzung der
angekündigten Maßnahmen – sowie ihre ressourcenmäßige Ausstattung – darf
gespannt sein.



Helga Moser






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...




[Artikel/zebratl/15.11.2011]





    Artikel/zebratl


    26.01.2012 Ein Plädoyer für ethnische Medien

    15.11.2011 Bewegung im Land

    14.12.2010 Schwerpunkt: „Es reicht für alle"

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