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Hitler-Ausstellung in Berlin: Das Volk und der "Führer"
Das Deutsche Historische Museum in Berlin zeigt ab Freitag an eine Ausstellung über die Person Hitler und sein Verhältnis zu den Deutschen. Eine Hitler-Ausstellung in Deutschland ist selten. Erst die zweite Ausstellung in Deutschland, die den Namen Hitler im Titel trägt. "Hitler und die Deutschen. Volksgemeinschaft und Verbrechen" werde der Frage nachgegangen, warum Hitler die Deutschen so fasziniert habe, sagte Kuratorin Simone Erpel der Nachrichtenagentur dpa.
Dass die Ausstellung mit ihren Hakenkreuzen und Propagandafilmen Rechtsradikale oder Neonazis anlocken könnte, befürchten die Organisatoren nicht. Man gehe "mit einer kritischen Distanz" mit den Objekten um, sagte Erpel. "Wir heroisieren Hitler nicht."
Ausstellung 2004 abgelehnt
Vor sechs Jahren war ein Ausstellungskonzept im wichtigsten Geschichtsmuseum Deutschlands unter dem Titel "Hitler und das NS- Regime" noch abgelehnt worden, weil es zu sehr personalisiert erschien. Die jetzige Schau solle Zuschauer in die Lage versetzen, sich ein eigenes Bild vom "Führer" zu machen, sagte die Kuratorin. Erst 2004 sei es hierzulande auch filmisch möglich geworden, über Hitler zu erzählen, durch Oliver Hirschbiegels "Der Untergang". Hitler selbst habe zu seinen Lebzeiten keine erzählerische Darstellung zugelassen. "An diesem Nimbus ist jahrzehntelang nicht gerührt worden", meinte Erpel.
In Deutschland sei es zwar nicht tabuisiert gewesen, sich mit Hitler und dem Nationalsozialismus zu beschäftigen. Die Visualisierung seiner Person sei aber durchaus problematisch geblieben. So zeige beispielsweise die viel beachtete Hitler- Biografie des britischen Historikers Ian Kershaw in der deutschen Ausgabe nicht sein Konterfei - im Gegensatz zur englischen.
Einige Tabus bleiben
Völlig enttabuisiert ist die Darstellung über Hitler auch heute noch nicht möglich. Im staatlichen Museum Moskau werde beispielsweise eine Originaluniform gezeigt. Sie sei als Leihgabe aber nicht infrage gekommen, erzählte Erpel. "Etwas, was Hitler getragen hat, und sei es nur zweimal, könnte zu einem Fetisch werden."
"Da interessiert das Wechselverhältnis von Hitler und den Deutschen", so die Kuratorin Bislang seien in Ausstellungen eher spezielle Aspekte wie Konsum oder Kunst und Propaganda beleuchtet worden. Die Frage nach Hitlers Wirkung werde nun nicht mehr verteufelt.
Pressestimmen: "Keine große Ausstellung, aber wichtig"
In deutschen Medien wird die Schau unterschiedlich bewertet:
"Wie war es möglich? Das ist die erste und die letzte Frage, die der Nationalsozialismus uns stellt", so sich die "Süddeutsche Zeitung". Reale wirtschaftliche Besserstellungen für NSDAP-Mitglieder, die etwa von Zwangsenteignungen proftierten, lasse die Schau außen vor, kritisiert die Zeitung. Die Ausstellung zeige "in Umrissen, was jenseits der Führer-Volk-Beziehung auf den Kriegsschauplätzen und in den Konzentrations- und Vernichtungslagern geschah. Sie zeigt aber nicht, wie verschlungen und widersprüchlich die Wege des Mitmachens sein konnten.
"Warum nur haben trotzdem alle so lange mitgemacht? Auch noch, als das Verderben und der Wahnsinn schon zu erkennen waren? Das ist die Frage der Fragen. Sie ist nicht neu, und doch muss sie immer wieder gestellt werden. Dafür ist diese Ausstellung gut. Sie ist keine große Ausstellung, aber doch eine wichtige". Schreibt der "Stern".
"Die Berliner Ausstellung folgt der neueren geschichtswissenschaftlichen Forschung, die den Grund für Hitlers fürchterlichen Aufstieg nicht in seinen besonderen Qualitäten als Agitator, Propagandist und Verführer sieht, sondern in den vielfältigen und vielschichtigen Projektionen jener 'Volksgemeinschaft' aus allen Klassen und Schichten der Gesellschaft, in die Hitlers Herrschaftssystem die Deutschen zu führen versprach", schreibt "Die Welt". "Dass es den Führerstaat ohne die Zustimmung, ja hingebungsvolle Zuneigung einer zeitweise erdrückenden Mehrheit der Deutschen nicht gegeben hätte, nimmt uns die Ausrede, der Hitlerismus sei so etwas wie ein schlimmer Betriebsunfall, ein 'düsteres Kapitel' unserer ansonsten intakten Geschichte gewesen. Ein 'Schlussstrich' oder auch nur ein endgültiges Fazit unter das Kapitel Hitler ist damit unmöglich. Das muss aber nicht notwendigerweise eine bedrückende, es kann auch eine befreiende Erkenntnis sein. Denn es zeigt wie in einer entsetzlichen Parabel, dass die schlimmsten Gräuel und Katastrophen doch nicht einfach über uns kommen wie ein Verhängnis, sondern dass es in letzter Instanz in unser aller Hand liegt, sie zu verhindern."
Quelle: http://diepresse.com/ APA...
[News/News/18.10.2010]
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