Visuelle Klammer und das Großbauprojekt Annenstraße sind Aushängeschilder für den Grazer Tourismus. Gleichzeitig wird Graz auch für InvestorInnen interessanter...

„Ready, Steady, GO!“ heißt es für die rote Laufstrecke im Jakominiviertel und im gleichen Tempo wurden 24 innovative Unternehmen angesiedelt. Doch obwohl sich das behindertengerechte, rutschfeste und umweltverträgliche Projekt so natürlich präsentiert, ist der Bau- und Umstrukturierungsprozess keineswegs als „natürlich“ zu betrachten. Politik und InvestorInnen arbeiten hier zusammen und setzten einen Schritt in die falsche Richtung: „Wenn man heute durch die Straßen geht, sieht man auf den ersten Blick, dass sich vieles Positives getan hat. Mit der Eröffnung der Visuellen Klammer gehen wir wieder einen weiteren wichtigen Schritt vorwärts. Graz war immer schon eine mutige Stadt, das beweisen wir mit diesem Projekt aufs Neue.“ Mit diesem mutigen Schritt werden zwar aufstrebende Kreativunternehmen großzügig subventioniert, aber was tut sich für das türkische oder afrikanische Geschäft?

Gentrification heißt dieser Prozess und läuft oft gleich ab: StudentInnen, Subkulturen, Kunst und Migration werten durch ihre heterogene Lebensweise einen Stadtteil auf und kreieren ihn nach ihren Anforderungen. Gewinnorientierte InvestorInnen sehen darin eine Chance zur Wertsteigerung und geleiten das Viertel zum Einheitsbrei mittels Szeneclubs und Design-Eliten, sodass Grundstückspreise steigen und alteingesessene BewohnerInnen zum Umzug gezwungen werden.

Ob die Investitionen in den Grazer Bezirken Gries, Lend und Jakomini wirklich allen Menschen zugute kommt wird am 22.Februar ab 19.00 Uhr mit Andrej Holm im Babenberghof (Babenbergstraße 39, Ecke Ghegagasse) unter dem Titel „Wir bleiben alle!“ diskutiert. Andrej Holm ist deutscher Sozialwissenschaftler, Lehrbeauftragter an der Humboldt-Universität von Berlin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Er forscht in den Bereichen Stadterneuerung, Gentrifizierung und Wohnungspolitik im internationalen Vergleich und führt seit 2008 den Blog http://gentrificationblog.wordpress.com/