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Raumtausch

Bei strömenden Regen im medien.Kunstlabor...keine angst, das medienlab stellt sich als "erfrischend anders" dar, als...(an die Adresse aller KunsthistorikerInnen: W.Hofmann´s Grundlagen zur modernen Kunst sind nicht wirklich erfrischend, wie propagiert). Geplant war im Rahmen der Reihe "Philosophie und Medien" ein Vortrag von R. Braun, der leider verhindert war.Krzfristig sprang d. Kulturphilosph Marc Ries ein, um seine Gedanken und Analysen über eine "Ontologie des virtuellen, angewendet auf p2p-Netzwerke" kurz darzustellen.
Ries kommt von der Immanenzphilosophie, Gilles Deleuze ist einer seiner Inspiranten. Es geht hier nicht mehr um die Affirmation einer einzigen Substanz, wie vergleichsweise bei Spinozas erstem Prinzip, sondern um die Aufdeckung eines gemeinsamenPlans der Immanenz, in dem alle Körper und alle Individuen enthalten sind. Es ist dies ein geometrischer Plan, mit Überschneidungen und Diagrammen. Körper kann hier kinetisch und dynamisch interpretiert werden. Der Immanenzplan ist ein Plan der Natur, der Affekte zuteilt, wobei interessanterweise Dinge, die natürlich genannt werden überhaupt nicht getrennt werden von Dingen, die künstlich genannt werden. D.h. dass das Künstliche ganz und gar Teil der Natur ist, da sich nach dem immanenten Plan der Natur alles durch die Anordnungen der Bewegungen und Affekte definiert.
Ries geht vom Raum aus, ganz gemäß M. Foucaults "anderen Räumen", als die er unsere (noch) aktuelle Epoche bezeichnet. "Wir sind, glaube ich, in einem Moment, wo sich die Welt weniger als ein großes sich durch die Zeit entwickelndes Leben erfährt, sondern eher als ein Netz, das seine Punkte verknüpft und sein Gewirr durchkreuzt." (M.Foucault, in: Aisthesis, Hg.Barck u.a., 1993,34)Foucault trifft hierbei die Unterscheidung von Utopien und Hetertropien bzw. Heterochronien.Utopien, als Plazierungen ohne wirklichen Ort, als Nicht-Ort, und Heterotropien, wofür eine Funktionsweise eines Spiegels paradigmatisch stehen kann, als Gegenplazierungen, als wirkliche, wirksame Orte. Diese Orte sind ganz andere als alle Plätze, die sie reflektieren.
Ries geht es um die Beziehung Wissen-Raum-Virtualität. Der Stararchitekt Toyo Ito mit seinem virtual house, dem "white U", 1976, versucht die physikalische und die virtuelle Welt in seinen tw. konzeptuellen Gebäuden zu fusionieren. Das "White U" war eine isoliere Utopie für drei Personen, einer zersplitterten Familie, die sich in imaginärer Weise zusammengehörig fühlen sollte. Der Haus, zusammengesetzt aus dem Lebenscontainer und dem virtual house, worin die Familie als Familie zusammenleben konnte, wurde zwar abgerissen, aber das Bedürfnis nach dem virtuellen Haus blieb bestehen. Die Erfahrung des Zusammenlebens, der Beziehungsstruktur zwischen Personen sowie die Raumdefinition über mögliche Beziehungen der Bewohner, läßt sich als Virtuelles an. "Raum -werden", Raum als Prozeß.
In bezug auf ein Raumverhältnis, seiner Relation, lassen sich zwei Bewegungen herauskristallisieren: 1)Koexistenz worin sich Körper treffen, der sogenannten Juxtaposition.Über Incidents(i.e. Ereignis, hier: das spezifische Design des Hauses) kommt es zur Schließung des Raums, der Koinzidenz. Die Koexistenz ist gekoppelt an die Wahrnehmung, Koinzidenz ist von performativen Charakter, wodurch mittels neuer Techniken (z.B. geoästhetische) neue Prozesse generiert werden können, sich dabei aber jenseits einer kapitalistischen Ökonomie stehend verstehen.
Die Kunst der Koexistenz wird modellhaft im Internet vorgeführt, wo eine virtuelle Koexistenz zu unserer Erfahrung, zu unserer Lebenswelt existiert,wobei sich reines Wissen als auch "reines" Soziales etablieren kann. Das Internet, begriffen als eine Totalität des Wissens, verzeitlicht das Wissen der Vergangenheit, akutalisiert jenes der Gegenwart und verspricht für die Zukunft eine utopische Genese, in der noch alles möglich ist (oder: möglich gewesen sein wird?)Auf-und abrufbar über ein Interface, dessen faktische Dimension eben der Monitor ist, aber über die Gegenwart hinausgeht, wird der screen zum Gegenwärtigen und zugleich Vergangenem.Informationen sind im Moment ihres Auftauchens schon wieder vergangen. Es kommt zu einer Koexistenz von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, hypertext weist dabei über die Entität noch hinaus.
Das in den 90-er Jahren aktuell werdende performative Modell p2p kann als Ausdruck von relationaler Räumlichkeit verstanden werden. Ihm liegt eine neue Distributionslogik zugrunde: jeder ist client und provider. Eine neue Tauschnatur, als erster ökonomischer Versuch, beginnt sich zu etablieren, wo Ware gegen Ware sich anbietet. In einer scientific community werden die angebotenen textfiles kopiert, auf die jeweilige Festplatte transferiert, und dies alles ohne institutionelle autorisierte Grenzen. Textfiles werden zu einem neuen Rohstoff,sie gehen,gemäß Marx gesprochen, selbst zu Markt, ohne sich dabei als Wert zu wandeln. M.Serres bezeichnet das p2p -Modell, als einen parisitären Raum an den Grenzen des Internet.
Freilich, die Identifikation eines Gemeinwesen, einer noch so "elitären" community ist vorab nötig. Im mittelalterlichen Tauschgeschäft, wo Preis und Wert noch nicht voneinander getrennt waren, dient Geld als Dingäquivalent, dem ein ontologischer Wertebegriff zugrunde liegt. Geld tritt auch hier im Tauschgeschäft eigentlich nie in Erscheinung, es ist ein leeres abiträres Zeichen. Mit Nicolas Oresme änderte sich die Stuktur des Tausches, die Münze wird zum Zeichenkörper, das Abstrakte nimmt im Geld seine konkrete rationale Form an und eröffnet einen Systemraum, der dem absoluten Zeichen des Geldes unterstellt ist.Durch die möglich gewordene Überführung aller Dinge in ein drittes, in den universalen Repräsentanten, dem Geld, schwebten gleichsam die Dinge in einem Latenzzustand, ihr Nennwert bietet Liquidität und somit einen Freiraum. Raum wurde zu Zeit und Zeit zu Geld. Das p2p -Modell kann hier als Fortsetzung und tw. Wiederaufnahme von mittelalterlichen Denkstrukturen diskutiert werden, natürlich nur unter der Bedingung einer demokratisch-anarchischen Grundsituierung. ...




[Kolumne/dage/24.06.2004]





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