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Tocotronic – Just Play!

„Kapitulation“ ist der Titel des neuen Tocotronic-Albums, das die Band vor kurzem auch in Graz auf die Bühne schmiss, durchzogen mit Songs von älteren Platten, bis zu zehn Jahre zurück. Wenn bei „Hey Freaks“ der Saal der AK abshaket fragt man sich, ob sie’s wörtlich genommen haben, den eigenen Albumtitel. Dort wo sonst Maturabälle stattfinden, brav geteilt in Parkett und Galerie (wo man kaum von den Sitzen kam), mutete die Inszenierung etwas eigentümlich an, Revolution am Abschlussball, Dresscode-Umkehrung wie sich’s gehört inklusive, auch das Durchschnittsalter entsprach dieser Vor-stellung in etwa. Was auf den ersten Blick verwundert, kann die Band doch getrost als Dauerbrenner der politisch nicht ganz unmotivierten Rock-Szene bezeichnet werden. Ursprünglich aus Hamburg haben sich die Jungs den klassischen Berliner Habitus der erfolgreichen Linksalternativen der Öffentlichkeit zugelegt: Lässig originell, ausm Bauch raus aber mit Reflexion, bloß nicht zuviel davon, dann wird’s langweilig statt sexy (von arm kann ja längst nicht mehr die Rede sein). Eine gewisse Überheblichkeit ist dem Auftreten trotz betonter Durchsnittsumgänglichkeit eingeschrieben, der Erfolg gibt selbiger recht – und Raum. So spielt man den eigenen Mythos oder erspielt ihn sich, zieht die Show mit wohlkalkuliertem Einsatz ab – nicht zu wenig, Achtung Publikum, nicht zuviel, Achtung Reserven, so ergibt sich eine ausgeglichene Haushalts- und Kontobilanz – und lässt sich für die obligaten Zugaben über die Zeit bitten. Dafür schmeißt man bei der letzten die Leute mit Hilfe des überstrapazierten Synthie endgültig raus – Kommentar aus der Menge: „Da geht man dann wenigstens gern“. Doch der Gewöhnungseffekt ist selbst dabei bereits recht hoch, hat man sich doch die knapp zwei Stunden zuvor schon meist vergeblich darum bemüht, zumindest einzelne Textzeilen, deren Inhalt doch wohl einen nicht unerheblichen Bestandteil der Songs und durchaus auch immer wieder Qualität ausmacht, durch den Verstärker-Sound hindurch zu vernehmen. Verloren gehen dabei auch die bisweilen zynisch-bissigen Kommentierungen eines neoliberalen Gesellschaftssystems, für die Tocotronic mal geschätzt und nun gefeiert wird. Dabei entspricht „Kapitulation“ ziemlich genau dem, was sich rundherum so mehr und mehr ausbreitet (wobei eine der letzten Zeilen, „Sie müssen kapitulieren, alle die uns kontrollieren“ wohl mehr entweder als Durchhalte-Hoffnung bzw. (leider etwas halbherziger) Handlungsappell zu werten ist...), einhergehend mit dem Rückzug ins Private und doch nicht Private, was von der Band erfreulicherweise aufs Tapet bzw. die Bühne gebracht und damit einmal mehr in die Köpfe gehämmert wird. Doch was scheren die Jungs noch diejenigen, die die nun überwiegend an Poetryslams gemahnenden Verse nicht ohnehin schon auswendig grölen? Oder die Frage, ob man außer dem Stammpublikum bzw. dem Platz, den man im großen Öffentlichkeitsspiel endlich ergattert hat und – zumindest das muss man ihnen ja zugestehen – mit leicht differenten Inhalten füllt, noch etwas oder jemanden erreichen kann? Darüber braucht man sich offenbar längst keine Gedanken mehr zu machen. Rhythmus, Party, Happening – Die Macke Wir spielen mit und im Betrieb lässt sich immer noch gut als Subversion verkaufen, für alles was darüber hinausgehende gilt: Kapitulation....



[Kolumne/schalk/05.11.2007]





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