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Sheriff Mario reitet!
Marodierende Banden von Kriminellen (manche davon noch dazu Kanaken!) zwingen die braven Bürger, in ihren Häusern zu verbleiben und sich mit dem Absingen verspäteter Weihnachtslieder die Zeit zu vertreiben. Ganz ungeniert gehen Menschen mit schirchem Haar und Gewand - Arbeitslose, Punks und sogar Mittelschüler (!) - im Stadtpark und selbst noch am Rosenhain umher, als würde die Stadt ihnen gehören! Aus reiner Bosheit (und vermutlich anhand eines Generalplans des Imams der Hinterhofmoschee im Gries, zum Zweck der Absenkung unserer Pisa-Ergebnisse, oder so) gebären Frauen nichtdeutscher Muttersprachen ein Kind nach dem anderen! Ein wenig hilft zwar das jahreszeitliche Bockbier, unter Lebensgefahr kistenweise herbeigeschafft von wackeren, notgedrungen strassenkampferprobten Hausfrauen, doch im Fernsehen, ach, dem alten Rotfunk, läuft schon wieder nichts Gescheites.
Auch jene emsigen Geschäftsleute, die dem undankbaren Dienst an der Quartier- und/oder Standortaufwertung verschrieben sind, sehen sich gehemmt von so unsinnigen Bestimmungen wie der, die Herrengasse nicht als Durchzugsstrasse für ihre Lastwagenflotten verwenden zu dürfen (was wirklich viel schneller ginge als immer blöd am Glacis entlangzuzuckeln). Der Höllenlärm der Strassenbahnen schreckt allmorgendlich hart arbeitende GrazerInnen aus dem Schlaf, indem er das sanfte Rauschen, ja Plätschern der normalen Autos aufs Widernatürlichste verdrängt. Und bloß, weil ein paar Forscher einen Zusammenhang zwischen Individualverkehr, Feinstaub, Lungenerkrankungen und schließlich Lebenserwartung in Graz festgestellt zu haben meinen, sind die schönen alten Volvos, Saabs und Mercedesse freisinniger GU-BewohnerInnen vom linkslinken Terror der Kat-Aufrüstung bedroht... Dies trifft besonders hart die Ärmsten unter uns, die Immobilienmakler und -entwicklerInnen nämlich, die beinahe geschlossen die Flucht in ihren geheimen Bauernhaus-mit-Swimmingpool-Cluster im Oberland z'Graz antraten, als der rote Oktober, oder wars Ńovember, aufs Grausamste sich hierzulande wiederholte.
Doch wie der Frühling auf den Winter folgt, und wie der Durchfall auf den Most, so folgt auf die Knechtschaft der Rechtschaffenen der Befreiungsschlag: Ein Flüstern geht schon durch die Palais, die Buden und die Einfamilienhäuser in Grünruhelage; bloß ein Flüstern zwar, aber eines der Hoffnung. Was sie flüstern, ist ein Name: Mario Eustacchio! Sheriff Mario! Wenn morgen die konstituierende Sitzung des neuen Gemeinderats erfolgt, so wissen die Fleißigen und Anständigen, werden sie Morgenluft atmen. Oder zumindest soviel Morgenluft, wie zwischen die Abgaswolken der 7,5-Tönner passt, deren Freudenkorso auf allen Einzugsstrassen an diesem Freudentag wohl anstehen wird...
Denn dank schlauer Verhandlungsführung (oder dank der nicht ganz unerwarteten Rückgratlosigkeit der Schröck-SPÖ. Eins von beiden.) konnte mit Eustacchio ein Mann den Sicherheits- und Verkehrsstadtratsposten für seine Gesinnungsgemeinschaft beanspruchen, der weiss, um was es da geht. Sein thematisch passendes Upgrade vom obersten Geriatirie-Chef der Stadt zu ihrem „Sheriff“ (O-Ton Sigi Nagl) verspricht, alles, aber auch wirklich alles besser zu machen.
Erfahrung im kreativen Umgang mit dem staatlichen Gewaltmonopol hat er noch vom Organisieren der einen oder anderen Parteiveranstaltung. Ob das von ihm favorisierte Modell der Sicherheitssicherung im öffentlichen Raum - erprobte FPÖ-Funktionäre wünschen, die BeamtInnen spielen - sich so einfach als Dauerzustand implentieren lässt, wie das gesunde Volksempfinden das ganz zweifellos wünscht, bleibt noch abzuwarten: Jeder Polizeistreife noch extra eineN AngehörigeN der FPÖ-Jugend- oder -Senioren-Organisationen mitzugeben, könnte sich unter Umständen als übermäßige Belastung der Personalreserven der Bewegung herausstellen. Alternativ dazu könnte der Einsatz im Aussendienst künftig von der Mitgliedschaft in der freiheitlichen Beamtengewerkschaft abhängig gemacht werden - was Gefahr läuft, dem Gleichheitsgrundsatz zuwider zu laufen, mit dem man sich, leider, leider, immer noch rumschlagen muß. Sheriff Marios beste Option wäre es wohl, Korpsstudenten einzusetzen, jene Sympathisantengruppe mithin, die erstens allzeit bereit ist, in lächerlichen Phantasieuniformen durch den öffentlichen Raum zu marschieren, und die zweitens zu einem Gutteil aus Personen besteht, denen das Versprechen späterer Karrierechancen Lohn genug sein dürfte.
Womit hingegen nicht zu rechnen ist: Dass Super-Mario dem sicherheitspolitischen Vorschlag seiner ehemaligen Parteifreunde vom BZÖ nachkommt, die Grazer Parks einzuzäunen und nachts zuzusperren. Dem g'standenen BWLer wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit klar sein, wie ineffizient das wäre. Das Preis-Leistungs-Verhältins von Landminen dagegen, in den einschlägigen „Problemwiesen“ eingegraben...
Auch im Bereich der Verkehrspolitik werden Anfangsschwierigkeiten sich nicht vermeiden lassen. Sei es der fünfspurige Ausbau der Mariatroster Stadteinfahrt, sei es die Öffnung des Schlossparks Eggenberg für Ausflugsfahrer, sei es schließlich die ersatzlose Sprengung des Griesplatzes (nebst Umgebung) und seine Umwandlung in einen Pendlerparkplatz mit angeschlossenem Polizeihunde-Trainingsgelände - alles das wird Zeit und Fingerspitzengefühl brauchen.
Auf alles dieses gefasst, sehnt die schweigende Mehrheit gleichwohl schon innig das Wirken Eustacchios herbei. Sie wird es auch Bürgermeister Nagl und SPÖ-Chefin Dr. Schröck nicht vergessen, den Sheriff der Herzen durch ihr „Arbeitsübereinkommen“ erst ermöglicht zu haben. Insbesondere Martina Schröck nicht. Vielleicht darf sie sogar beim nächsten Grazer Wahlgang auf Leihstimmen aus dem heimattreuen Lager hoffen, damit ihre Fraktion nicht ganz in der Versenkung verschwindet. So verlässliche Verarsche der Proleten, Intelligenzler und Tschuschen wie die ihre gehört schließlich auch mal belohnt.
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