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Ich rechne nie nur mit Münze

"Ich rechne nie nur mit Münze“

SERVUS. Ende des Jahres schließt Haubenkoch Willi Haider seine Kochschule und beendet mit dieser Ausgabe auch seine Rubrik „Sparstrumpf & Kochhaube“. Elf Jahre, 136 Rezepte, drei Kochbücher – das ist die zahlenmäßige Bilanz seiner ehrenamtlichen MEGAPHON-Mitarbeit. In Wahrheit aber bleibt viel mehr, erklärt er in seinem Abschiedsinterview.

Interview: Eva Reithofer-Haidacher, Foto: Christopher Mavric

 Seit 1999 schenken Sie dem MEGAPHON jeden Monat ein Rezept. Erinnern Sie sich an die Anfänge?

 Die damalige MEGAPHON-Redakteurin Ute Baumhackl hat mich bei einer Pressekonferenz in unserem Haus gefragt, ob ich nicht Lust hätte, monatlich ein Rezept zu schreiben – mit der Auflage, etwas um 33 Schilling für zwei Personen zu kochen. Das war schon eine sehr große Herausforderung.

Das ist die Summe, die einem Notstandshilfebezieher täglich fürs Essen bleibt, heute sind das 2,40 Euro. Wie geht das, um diesen Preis einzukaufen?

 Leider Gottes konnte ich nicht immer frische heimische Ware verwenden, weil sich das mit dem Preis dann nicht ausgegangen wäre. Die Rechnung war knapp: da noch zwei Deka Fleisch vom Faschierten weg, um unter dem Limit zu bleiben. Es war möglich, um diesen Preis etwas zu kochen, ist aber von Jahr zu Jahr schwieriger geworden und ich muss sagen: in letzter Zeit fast schon nicht mehr machbar.

Ist das auch eine Art politisches Statement?

 Ja, es werden für unnütze Dinge Unsummen verpufft. Ich denke nur an die vielen Lebensmittel, die nach Geschäftsschluss entsorgt werden. Alleine da könnte man wirklich große Dinge tun. Aber weil es ja letztlich um keinen Preis, um keinen Ertrag geht, machen sich da wenige Gedanken und behandeln die Ware wie Müll oder Altpapier.

 Sie sind ja selbst in sehr einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Wieweit hat Sie das geprägt?

Ich habe wirklich eine sehr, sehr einfache Kindheit ohne Luxusgüter hinter mir. Für mich ist es ganz wichtig, alles Verwertbare, alles Nützliche in der Küche einzusetzen, jede Gemüseschale und jede Apfelschale. Es tut mir heute oft wirklich weh, wenn ich sehe, wie mit manchen Produkten umgegangen wird.

Was nehmen Sie von Ihrer MEGAPHON-Mitarbeit mit?

Wenn ich es wirtschaftlich sehe, war es für mich kein Ertrag. Aber ich bin ein Mensch, der nie nur mit Münze rechnet: Man kann nicht alles kaufen und es muss nicht alles bezahlt werden, um trotzdem einen Erfolg zu haben. Sehr, sehr viele Vorurteile konnte ich durch diese Arbeit für mich persönlich ablegen und das auch anderen mitteilen. Ich sage immer: Es gibt unter jedem Volk und Geschlecht diese und jene, aber man darf nie etwas verallgemeinern. Für mich ist die MEGAPHON-Mitarbeit eine sehr wichtige gewesen. Den Druck der Rezepterstellung möchte ich mir nehmen, aber im Hintergrund kann ich mir sicher vorstellen, wo immer es möglich ist nützlich zu sein.

 Wir schaut Ihre persönliche Zukunft aus?

Es werden viele nicht glauben, aber so wie ich vor 20 Jahren bei Beginn meiner Kochschule nicht wusste, was daraus werden wird, so weiß ich es auch heute nicht. Ich möchte jetzt einmal ein halbes, dreivierteltes Jahr Auszeit nehmen. Ich brauche jetzt einmal wirklich Ruhe, weil ich meinen Körper weit über die Maßen strapaziert habe.

 Ein Abschiedssatz fürs MEGAPHON?

 Für mich haben auch MEGAPHON-Verkäufer eine Geschichte, verdienen es, würdig hier einen Aufenthalt zu haben, eine Ansprache zu haben und unter uns zu sein. Das wäre ein Wunsch von mir und wo immer ich kann, werde ich daran auch weiterarbeiten.

 Herzlichen Dank!

INFO:

Willi Haider

1955 in Graz geboren, seit 1974 Küchenchef in verschiedenen steirischen Betrieben, 1982 als erster Koch in der Steiermark mit zwei Hauben ausgezeichnet (Landhaus Purkarthofer in Fernitz), eine weitere für das Weincomptoir Stündl in Graz und zwei für das Plabutscherschlößl folgen, seit 1990 „Erste Steirische Kochschule“ in Kalsdorf bei Graz.

www.kochschule.at


Ein Danke für Kooperation an das MEGAPHON www.megaphon.at

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[Artikel/megaphon/16.12.2010]





    Artikel/megaphon


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