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To be or not to be kommerziell?
Den Grazer Frauenstadtspaziergängen droht nach 14 Jahren das Aus - Bürgermeister Nagl fordert Gewerbeschein als Voraussetzung für Subvention - ein Kommentar
Vor fast genau 14 Jahren fand sich eine kleine Gruppe feministischer Studentinnen rund um Brigitte Dorfer und Ilse Wieser an der Universität Graz und beschloss, die Geschichtsschreibung im her(r)kömmlichen Sinn nicht mehr zu akzeptieren. Inspiriert war man von den Frauenstadtspaziergängen, die zu diesem Zeitpunkt in etlichen Großstädten Europas entstanden. Und so versuchte die "Arbeitsgruppe Zeitgeschichte", der durchwegs nur Studentinnen und keine Lehrenden angehörte, feministische Geschichtsvermittlung mit direktem Bezug zur Stadt zu schaffen.
Selfmade, unkonventionell und nicht kommerziell
Auch wenn die SubventionsgeberInnen anfangs ausblieben, startete die Initiative zur Wiederfindung der weiblichen städtischen Geschichte. "Am Anfang haben wir ja noch die Plakate selber gepickt und selbstgebastelte Handouts ausgeteilt", so Ilse Wieser. Und schön langsam nahmen die Frauen das Angebot an, ihre durchwegs versteckte Geschichte im öffentlichen Raum der Stadt wiederzufinden. Dass sich mit der Zeit sowohl die Themen, als auch die Teilnehmerinnen immer wieder änderten, liegt wohl auf der Hand.
Dass diese Initiative den richtigen Weg gegangen ist, zeigte sowohl die ausgesprochen gut besuchte 10-Jahres-Feier der mittlerweile im Rahmen des Grazer Frauenservice stattfindenen Veranstaltungsreihe, sowie die zentrale Rolle, die Wieser und Dorfer bei Woment!, dem feministischen 2003-Kulturhauptstadt Europas-Projekt, zugeteilt wurde. Egal wie frau zu Gedenktafeln stehen mag, der marginale Anteil von Frauennamen der Grazer Straßen (und da lassen wir mal die "Jungferngasse" außer acht) lässt das Projekt 20+3 Orte auf alle Fälle als notwendig erscheinen. So wurden 23 Gedenktafeln für verdienstvolle Frauen und Frauenorganisationen in der Grazer Innenstadt installiert, 10 Frauenspaziergänge veranstaltet und ein virtuelles Frauenlexikon erstellt.
Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, ...
Hier "durften" die Frauenstadtspaziergänge die Lücke der männerzentrierten Erinnerung noch füllen. Jetzt hingegen scheint es damit vorbei zu sein. Nach 14 Jahren scheint innerhalb der Grazer Stadt-ÖVP die Erkenntnis gereift zu sein, dass die Frauenstadtspaziergänge keinen Gewerbeschein besäßen und damit einfach mal keine Subventionen beantragen könnten. Was für das Land Steiermark, in dem Fall die Fachabteilung Jugend, Frauen, Familie und Generationen egal scheint, die im übrigen ebenfalls der ÖVP unterstellt ist. Die subventionieren ohne Problem.
Die Argumentation des Frauenservice lautet dahingehend, dass die Frauenstadtspaziergänge ja keine kommerzielle, sondern eine kulturelle Veranstaltung seien und damit keinen Gewerbeschein bräuchten. Doch da stellt sich wieder einmal die Frage, wem der öffentliche Raum eigentlich gehört: den BürgerInnen oder den kommerziellen AnbieterInnen unterschiedlichster Vergnügen. Und, wem das Wissen um ihre Geschichte gehört: den Frauen oder dem Gewerbeamt.
(e_mu)
Quelle: diestandard.at/text/?id=199696
01.04.2005 14:16
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Vor fast genau 14 Jahren fand sich eine kleine Gruppe feministischer Studentinnen rund um Brigitte Dorfer und Ilse Wieser an der Universität Graz und beschloss, die Geschichtsschreibung im her(r)kömmlichen Sinn nicht mehr zu akzeptieren. Inspiriert war man von den Frauenstadtspaziergängen, die zu diesem Zeitpunkt in etlichen Großstädten Europas entstanden. Und so versuchte die "Arbeitsgruppe Zeitgeschichte", der durchwegs nur Studentinnen und keine Lehrenden angehörte, feministische Geschichtsvermittlung mit direktem Bezug zur Stadt zu schaffen.
Selfmade, unkonventionell und nicht kommerziell
Auch wenn die SubventionsgeberInnen anfangs ausblieben, startete die Initiative zur Wiederfindung der weiblichen städtischen Geschichte. "Am Anfang haben wir ja noch die Plakate selber gepickt und selbstgebastelte Handouts ausgeteilt", so Ilse Wieser. Und schön langsam nahmen die Frauen das Angebot an, ihre durchwegs versteckte Geschichte im öffentlichen Raum der Stadt wiederzufinden. Dass sich mit der Zeit sowohl die Themen, als auch die Teilnehmerinnen immer wieder änderten, liegt wohl auf der Hand.
Dass diese Initiative den richtigen Weg gegangen ist, zeigte sowohl die ausgesprochen gut besuchte 10-Jahres-Feier der mittlerweile im Rahmen des Grazer Frauenservice stattfindenen Veranstaltungsreihe, sowie die zentrale Rolle, die Wieser und Dorfer bei Woment!, dem feministischen 2003-Kulturhauptstadt Europas-Projekt, zugeteilt wurde. Egal wie frau zu Gedenktafeln stehen mag, der marginale Anteil von Frauennamen der Grazer Straßen (und da lassen wir mal die "Jungferngasse" außer acht) lässt das Projekt 20+3 Orte auf alle Fälle als notwendig erscheinen. So wurden 23 Gedenktafeln für verdienstvolle Frauen und Frauenorganisationen in der Grazer Innenstadt installiert, 10 Frauenspaziergänge veranstaltet und ein virtuelles Frauenlexikon erstellt.
Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, ...
Hier "durften" die Frauenstadtspaziergänge die Lücke der männerzentrierten Erinnerung noch füllen. Jetzt hingegen scheint es damit vorbei zu sein. Nach 14 Jahren scheint innerhalb der Grazer Stadt-ÖVP die Erkenntnis gereift zu sein, dass die Frauenstadtspaziergänge keinen Gewerbeschein besäßen und damit einfach mal keine Subventionen beantragen könnten. Was für das Land Steiermark, in dem Fall die Fachabteilung Jugend, Frauen, Familie und Generationen egal scheint, die im übrigen ebenfalls der ÖVP unterstellt ist. Die subventionieren ohne Problem.
Die Argumentation des Frauenservice lautet dahingehend, dass die Frauenstadtspaziergänge ja keine kommerzielle, sondern eine kulturelle Veranstaltung seien und damit keinen Gewerbeschein bräuchten. Doch da stellt sich wieder einmal die Frage, wem der öffentliche Raum eigentlich gehört: den BürgerInnen oder den kommerziellen AnbieterInnen unterschiedlichster Vergnügen. Und, wem das Wissen um ihre Geschichte gehört: den Frauen oder dem Gewerbeamt.
(e_mu)
Quelle: diestandard.at/text/?id=199696
01.04.2005 14:16
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[News/culturalis/05.04.2005]
News/culturalis
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