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Anita Hofer: Was vom Kulturhauptstadtjahr übrig blieb
Anbruch des nächsten Ereignisses, genannt „Zeit der Stille“, das für Handel und Gewerbe mindestens so wichtig ist, wie das Ereignis „Kulturhauptstadt“, zumal es jedes Jahr stattfindet und immer ein Garant für die Hebung des Jahresumsatzes ist. Doch was die Tourismusbranche mit ihren beeindruckenden Plus-Zahlen 2003 geschafft hat, ist wohl nicht zu überbieten und führt uns den großen Erfolg des Projektes Kulturhauptstadt vor Augen, das in London mit dem „Globe Award“ für das weltweit beste Tourismusprojekt des Jahres ausgestattet wurde.
Jetzt gilt es, „diesen Geist von 2003 weiterwehen zu lassen“ und „die internationale Wahrnehmung von Graz und der Steiermark als europäisches Kulturzentrum ... aufrecht zu erhalten“[1], deshalb wurden im letzten Viertel des Jahres von KulturpolitikerInnen Dialogveranstaltungen in Form von „Open Space“, „Kulturdialog“ und „Intendantenkonferenz“ initiiert, um Kunst- und Kulturschaffenden Ideen dazu abzuringen, wie Kunst und Kultur ein nachhaltiger Standortfaktor des Landes werden kann.
Die „Graz 2003 GmbH“ versprach in ihrem grün-blauen Leistungskatalog am Anfang des Jahres, für eine Nachhaltigkeit der kulturellen Ausdrucksformen im Land zu sorgen. Dies wurde von ihrem Intendanten Lorenz am Ende des Jahres mit dem Argument, sein Vertrag sei auf ein Jahr beschränkt, dementiert, und gleichzeitig wieder ins Spiel gebracht mit der Forderung, das Team vom Graz-2003 in eine „Kultur-Holding“ überzuführen, als Dachorganisation über die Kunst- und Kulturschaffenden nach 2003, damit diese auf das fundierte Wissen des erfolgreichen Teams zurückgreifen könnten, damit Nachhaltigkeit entstehen kann.
Warum konnte die „Graz 2003 GmbH“ trotz ihres touristischen Erfolges die internationale Aufmerksamkeit nicht so sehr auf die Stadt Graz lenken, dass sie nachhaltig als Kulturstadt wahrgenommen wird?
Kritischen BeobachterInnen zufolge gibt es 3 markante Punkte im Projektablauf von „Graz Kulturhauptstadt 2003“, die zu dieser Divergenz in der Wahrnehmung führen:
• Die Außenwahrnehmung der Kulturhauptstadt nahm mit der Entfernung zu Graz spürbar ab und war mehrheitlich in einschlägigen Kunstkreisen vorhanden, da die Vermarktung des Projektes hauptsächlich in der Stadt selbst statt fand, und hier in einer solchen Massivität, dass sich manche BesucherInnen daran grün und blau stießen und dennoch keine übersichtliche Hilfe zur Orientierung in der Kulturhauptstadt zur Verfügung hatten.
• Die Fokussierung der PR-Arbeit auf diverse „Kulturbauten“ und Grossaustellungen mit reißerischen Titeln („Phantom der Lust“) verstellte die Sicht auf die Vielschichtigkeit der klein(budgetiert)en Programmpunkte mit spannenden und anspruchsvollen Inhalten. Demnach wurde das Programm der Kulturhauptstadt international zwar wohlwollend aber nicht mit Spannung verfolgt und in den einschlägigen Kunstkreisen wie in den Medien wenig wahrgenommen.
• In der Programmgestaltung wurde von Anfang an das Augenmerk nicht auf die Darstellung von regionalen Identitäten gelegt, um die Unverwechselbarkeit und Besonderheit der Kulturstadt Graz zu stärken und die regionale Kunstproduktion in den internationalen Diskurs einzubinden, sondern auf international renommierte ProduzentInnen, die sich jede Kulturhauptstadt leisten können muss, die aber nicht unbedingt Garant für eine Wahrnehmung auf internationaler Ebene sind.
Wenn die Stadt als Eigentümerin der „Graz 2003 GmbH“ fünf Minuten nach zwölf, da sie es verabsäumt hat, den Projektablauf zu steuern, den Bedarf an Nachhaltigkeit entdeckt und die Kulturreferentin des Landes aus der Steiermark eine „Kulturlandschaft von europäischem Format“[2] machen will, wozu plötzlich die Ideen und der arbeitsintensive Einsatz der Kunst- und Kulturschaffenden gefordert sind, trotzdem die kritischen Stimmen ebendieser 2 Jahre lang kein Gehör fanden – denn: „Wer Graz liebt, macht es nicht schlecht.“[3] – drängen sich die Fragen auf:
Können Kunst- und Kulturschaffende das leisten, noch dazu in einem Zeitraum von 2-3 Monaten, was die Regierungsverantwortlichen und die erfolgreiche „Graz 2003 GmbH“ jahrelang nicht zustande gebracht haben?
Und: Sollen sie sich über eine Form der Nachhaltigkeit Gedanken machen, die Kunst und Kultur zum Wirtschaftsfaktor simplifiziert?
[1] aus: „Steirische Kulturlandschaft 2004“, das am 05.02.04 auf der Pressekonferenz verteilte Papier der zukünftigen „Kultur-Service GmbH“ (KSG), hervorgegangen aus der von der Kulturreferentin des Landes einberufenen Intendantenkonferenz, die am 01.03.04 ihre Geschäfte aufnimmt und ab diesem Zeitpunkt die kulturelle Vermarktbarkeit des Landes leiten will.
[2] Wahlslogan von Siegfried Nagl, Grazer Bürgermeister seit Jänner 2003, ÖVP
[3] a.a.o.: „Steirische Kulturlandschaft 2004“
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erschienen in: kupf, Zeitung der Kulturplattform OÖ, Nr. 105/1/04...
[Artikel/culturalis/28.02.2004]
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