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Euthanasieausstellung im Zeitgeschichtelabor

Das Zeitgeschichtelabor in der Elisabethstrasse 27 hat am 9. Oktober eine sehr gelungene Ausstellung zum Thema Euthanasie eröffnet. In den für Ausstellungszwecke adaptierten Kellergewölben des Instituts für Zeitgeschichte wird dieses über Jahrzehnte totgeschwiegene dunkle Kapitel der Medizin aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Man erfährt hier nicht nur historische Fakten, hier werden die Schicksale Betroffener durch die Darstellung ihrer Biographien lebendig. Von der Malerin, die an Schizophrenie litt bis zu dem Schicksal des Architekten und Designers Herbert Eichholzers, der, von den Nationalsozialisten als Widerstandskämpfer hingerichtet, nicht nur seiner Architektur wegen, sondern auch durch die Schaffung des wohl genialsten Kinderspielzeugs des 20. Jahrhunderts lebendig bleibt. Zusammen mit einer Gruppe von Designern erfand er 1935 das Holzspielzeug "Klump", das nun von der Behindertenwerkstatt "Chance B" in Gleisdorf hergestellt wird und dort auch käuflich erworben werden kann.
Die Besucher werden in einem Rundgang mit der im N ationalsozialismus vorherrschenden These des "unwerten Lebens" sowie mit "rassekundlichen" Theorien konfrontiert, das geht unter die Haut. Erschreckend ist, dass viele Menschen nicht wussten, was im Grazer "Feldhof", wie das Landesnervenkrankenhaus damals hiess, mit den Menschen passierte, kaum jemand nahm Notiz von den ab dem Jahr 1941 beginnenden Transporten in das berüchtigte Schloss Hartheim, von dem niemand mehr zurückkehrte. Ebenso wird das Schicksal der Kranken als medizinische Versuchskaninchen in grauenhaften Menschenversuchen, deren Ausgang den Ärzten oft schon vorher bekannt war, gezeigt.
Eine Überleitung in die Gegenwart und Zukunft wird am Beispiel der Gentechnik und der Schaffung des perfekten Menschen durch Selektion im Mutterleib unternommen.
Alles beängstigend und nachvollziehbar. Doch halt! Der Vergleich von Abtreibung mit Euthanasie sollte mit extremer Vorsicht behandelt werden und hat in einer solchen Ausstellung eigentlich nichts verloren. Da hat es sich jemand zu einfach gemacht, das scheint mir zu weit hergeholt und sollte mit mehr Fingerspitzengefühl behandelt werden.
Aber wie ich schon in einer Diskussion vor Ort gesagt bekommen habe, das ist Ansichtssache !? ...

[Kolumne/el-al/20.10.2004]