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Unlängst in Graz- eine Begebenheit

Neulich in einem Restaurant in der Innenstadt wurde ich Zeugin folgender Begebenheit. Einer der seltenen frühsommerlichen Abende, der Gastgarten ist gefüllt, man speist, trinkt, diskutiert, lacht. Plötzlich wird die Idylle empfindlich und abrupt gestört. Es nähern sich zwei Kinder dunklerer Hautfarbe. Das eine, kleinere trägt, nein schleppt ein Akkordeon man ist sich kurz nicht sicher ob das Instrument das Kind trägt oder umgekehrt. Das zweite Kind, ein halbwüchsiges Mädchen hält einen aus dem Unterteil einer abgeschnittenen Plastikflasche gefertigten Becher in der Hand. Noch ist alles ruhig. Nachdem sich die beiden vergewissert haben, dass in dem gefüllten Gastgarten der eine oder andere Euro zu verdienen wäre, legen sie los.
Zuerst leise und unsicher gewinnt der Knabe nach geraumer Zeit an Terrain, die ersten Gäste werden aufmerksam. Sie beginnen sich unwohl zu fühlen was noch dadurch gesteigert wird, dass das Mädchen mit dem Becher beginnt, wortlos an einem Tisch stehen zu bleiben und dem Paar, das vor kurzem noch in eine lebhafte Diskussion verwickelt war, den Becher über den Teller vors Gesicht zu halten. Der Dame ist das merklich peinlich, sie starrt angestrengt in die andere Richtung, der Mann versucht gequält, das Gespräch aufrecht zu halten. Das geht einige Minuten so, dann wird es der Frau zu bunt und sie wirft, mit theatralischer Geste und nicht ohne dabei die Augen überzudrehen, ein Geldstück in den Becher. So geht es weiter.
Kaum einer der Gäste schätzt das Spiel des Kleinen, der für sein Alter gewiss nicht ohne Talent zu sein scheint. Ich beobachte weiter. Ein Grossteil der Anwesenden wirft Münzen in den Becher in dem es nun schon klimpert. Einer verscheucht das Mädchen mit einer Handbewegung als wäre sie Ungeziefer. Ein anderer Gast beschimpft sie, wird aber von seiner Frau, die sich dafür geniert, in die Schranken gewiesen. Dem Mädchen scheint das alles nichts auszumachen. Als sie ihre Runde durch die Tische beendet hat, gibt sie dem Kleinen mit einem kurzen zischenden Laut den Befehl sein Spiel zu beenden und ebenso lautlos wie die beiden gekommen sind, sind sie wieder verschwunden.
Diese Begebenheit gibt natürlich Anlass zu Diskussionen und auch die Paare, die den Abend am gelangweiltesten begonnen hatten, haben nun plötzlich ein Gesprächsthema. Ich spitze die Ohren, Gesprächsfetzen dringen zu mir, jetzt schicken sie auch schon die Kinder zum Betteln, man muss ja froh sein, dass sie sie nicht zum Stehlen abrichten, wenn sie auf der Brücke sitzen, stören sie mich ja nicht, aber… Dieses und anderes kommt mir zu Ohren, ich beginne nachzudenken. An einem Bettler geht man leichter vorbei, auch ich, das gebe ich zu, fühle mich unwohl, wenn ich direkt konfrontiert werde und gebe, auch wenn ich sonst nichts gegeben hätte. Kinder betteln zu schicken ist erbärmlich aber durchaus legitim, wenn man bedenkt, dass die Menschen, dort wo sie herkommen, vermutlich aus der Slowakei, nichts haben.
Eine Lösung dafür zu finden scheint mir unmöglich, so wird der/die eine oder andere noch öfter die Augen überdrehen müssen, wenn er/sie sich beim Essen gestört fühlt.


...




[Kolumne/el-al/03.06.2004]





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