´^` zurück ! neu... * alle kategorien
Das blaue Wunder - eine Brücke
Das sich Graz nach 2003 über den Fluss abgrenzt, ist auch nichts neues. Wenn das westliche Flussufer nun an FPÖ- Mehrheiten verfällt, während der östliche und innerstädtische Bereich, sowie das Gesamtergebnis, eine grüne Mehrheit zelebriert, lässt einen mehr als nachdenklich werden. Man darf Graz insgesamt gratulieren, wie man Innsbruck gratulieren muss. Dass die Lend-Griesachse in 8020 kein befruchtenderes Ergebnis leisten konnte, lässt für mich die Frage aufkommen: Wie politisch über die Vergaberichtlinien hinaus denken die NGO-Kader und erreichen dabei die BewohnerInnen? Wie einfallslos agieren die alteingesessenen Politstrukturen und spielen über Angst- und Sicherheitsbedenken permanent der FPÖ zu, anstatt positive Beispiele von Integration entsprechend auszuweisen und zu bewerben? Selbst die Kunst scheint hier trotz Kunstmeile keine unmittelbare politische Wirkkraft zu erzeugen, Fachhochschule, Annenviertel usw. bleiben in ihrer Nachhaltigkeit hoffentlich weiter mehr als Budgetposten. Die Arbeit findet statt, die Auswirkungen vor Ort in der östlichen Hemisphäre sind jedoch nur schwer zu begreifen. Eine SW-Schwarzenegger-World, mit Terminator im Zentrum, würde wahrscheinlich weit mehr gut geheissen und bepilgert werden, was mich bei soviel geleisteter Kulturarbeit nachdenklich stimmt. Die Botschaften erreichen die Menschen offensichtlich nicht und schon verfallen sie den neuen Seelenfängern, NLP-Profis und ihren sinnverdrehten Inhalten. “Ich glaube an Euch,” hat offensichtlich bei einer ängstlich unentschlossenen verdrossenen Masse gezogen. Das Surrogat, Er glaubt an Dich, ist eine der opiaten politischen Lügenparolen schlechthin – ein Vorspiel, dass niemals gekoppelt an die Mehrleistung einzulösen sein wird. Die Prozentsätze sind an sich nicht besorgniserregend und werden bei der nächsten Gemeinderatswahl durch die KP-Stammwählerpotentiale wieder relativiert werden. Die Art aber wie der Stimmenfang ablief, unterläuft klassische Propagandasujets und findet in Rausch- und Saufszenarien oft ihren bedenklich illustren Abschluss. Niemand ist vor dieser big party sicher, in deren Nebelschwaden alle der unheimlichen Einfallslosigkeit von Rapzeilen verfallen – wohl der übelste Missbrauch und die Umkehr schlechthin. Sugar Hill Gang, Run DMC oder Gang Star hatten offensichtlich anderes im ursprünglichen Sinn, als ihrer politischen Gegenbewegung zuzuspielen; und diese hatten bessere gentle Mittel als diese Sujets zu kopieren. Mit Liebe hat der vorgegebene manipulative Charakter, der sich zum aufgeblähten Pop-event und Massenphänomen der Jugendkultur aufspielen möchte, rein nichts zu tun – die Heuchelei ist dabei zu offensichtlich; ebenso die Ausschliesslichkeit, die eine Murseite und die sozialen Gefälle gegen die andere auszuspielen. Erst im Diskurs entstehen “Wolken” von Gruppen in Nahebeziehungen, wie sie unlängst im Andräpark als Kunstinstallation im öffentlichen Raum sichtbar wurden. Eine gruppenthermische Überzeugungsarbeit mit blauen und grünen Clustern, ein vorwahlprophetisches Werk, in dem sich vereinzelte rote Punkte in blau-grünen Zusammenkünften auflösten. Ziel war und ist der Zusammenschluss, entgegen den trennenden Komponenten – die große Grüne Wolke. Das Schlagerparolen und Farben missbraucht werden und in einem sogenannten “Wunder” empfunden werden, wird dann in der üblichen Wortschlägermanier medial als solches propagiert und zugleich ausgeschlachtet, wobei unsere Generation noch gut genug weiss, dass jenes “Blaue Wunder” aus einer Androhung physischer Gewalt heraus entstanden ist. Du wirst dein blaues Wunder schon noch erleben! Im Ergebnis war dies zumeist von Hämatomen, Blutungen und postraumatisierten Zuständen begleitet, die mich nachdenklich stimmen. Solche wunderlichen Zukunftsszenarien will ich nicht weiter malen und schreite herbstlich in ein weiters blaues Feld, über das blaue Wunder – unter mir die Elbe – bedenke die Zeiten der blauen Reiter, die ebenso ihre Wundmale hinterlassen. Mein blaues Wunder Kunsthaus lässt mich wieder auf der anderen Seite, dieser Brücke hier, landen, den Blick nach Norden gerichtet – Graz ist von seinen umliegenden Gemeinden eingeschlossen. Und mittendrinin den tiefsten Schattierungen von Blau des Ozeans entdecke ich in der Kepplerkoje doch noch Lebendiges um die Greenpeace-Sympathisantin Elisabeth Kubin, Organismen, die einen nachdenklich stimmen. Strukturen um die Kieselalge, sowie eine Vielzahl an lateinischer Namen um Unterwasserpflanzen. In aller Bescheidenheit einer einzelnen geleisteten Wählerstimme sehe ich ein, es ist nichts, was ich gerade für das Meer und die Welt hier und jetzt tun könnte. Aber – Morgen – fange ich als Nennformgruppe so gegenwärtig wie möglich in 8020 an.
PS: Und könnten sie bitte die Kernstockgasse endlich löschen. Und wenn unser Bürgermeister endlich “Mehr Polizei auf den Straßen sehen will und dafür jährlich 500 000 Euro zuschiessen möchte … um nicht Chicago zu werden – wie unser Sicherheitsstadtrat in Gangsta-prohibitions-manier verkündet, frage ich mich, was dieser Mann gegen das beliebte Auswanderungsziel Chicago so vieler ÖsterreicherInnen hat?
Bildrechte:
Bestimmte Rechte vorbehalten von Max Patzig
...
[Kolumne/n.nagy/10.10.2013]
Kolumne/n.nagy
06.11.2017 Flüchtig
05.10.2017 Who can it be NOW?
01.09.2017 Kurz oder Lang
31.07.2017 Konzentriert Euch
20.07.2017 Kunst: eine Verantwortung
12.06.2017 Weisses Papier
17.05.2017 Salz im Tanz
04.04.2017 Es wurmst
07.03.2017 Two for Twelve
08.08.2016 Micro Galleries
22.07.2016 Pubculture
21.06.2016 Spiel und die Welt
12.05.2016 Friendly Alien
25.04.2016 Spielfelder
04.03.2016 WE COME AS FRIENDS
26.02.2016 Sound the beast
09.02.2016 Free China
13.12.2015 Happy?
10.11.2015 SPIELFELD
16.10.2015 Mein K(r)ampf
14.10.2015 Die Revolution frisst - Vereine die gerne AGs wären
13.07.2015 Der Fremde
10.06.2015 Vagabunden
20.03.2015 An-Statt-TV-Land
20.02.2015 FPF Filmpionier Bernhard Frankfurter
28.01.2015 Zabriskie Point: davor und danach
12.12.2014 Xmas3
14.11.2014 Klick it
20.10.2014 herbstpartie-y
23.09.2014 Dort – wo uns die Sprache erfindet
27.08.2014 Zukunft war gerade – und jetzt!
06.06.2014 Ein Sonntag im Mai
29.04.2014 Damals - Zeiten der Unruhe
24.03.2014 Krieg - Art
14.02.2014 Cooperale
11.11.2013 Straßennarben
10.10.2013 Das blaue Wunder - eine Brücke
05.09.2013 Belämmert mich - nicht.
05.08.2013 Take Care – cam me free
06.07.2013 Kunst-Aufwertung
03.06.2013 Über Kinder der Iris
13.05.2013 Grundlagen. Wer lehrte die Biene?
27.03.2013 Venedig
08.03.2013 HAARP - Harfenspieler
29.01.2013 Keine Angst
06.12.2012 Der Hofer wars ...
29.11.2012 Sieben
08.10.2012 Flashmobbing
07.09.2012 Club-Subculture again
02.08.2012 Keplerkoje - Gnadenlose Flut
25.07.2012 Zuviel Hitze
02.07.2012 Erdbeweger
18.05.2012 LEND WIRBELT
10.04.2012 Sturm - Kratzer am Meer
27.03.2012 Aufruf des Erinnerns (Iden des März)
16.02.2012 2nd Floor - stadtmuseum
23.01.2012 Neue Heimat
04.01.2012 Das verborgene Museum
29.11.2011 Bleibt Papier geduldig?
03.11.2011 Macht Platz
19.09.2011 Much too Much . Zuviel ist Zuviel
02.08.2011 Gries-Gardening
18.07.2011 Eine „Annen4elfolge“
29.06.2011 Arbeit macht über die Freiheit der Kunst freier
26.04.2011 ...oder dem Tanz das Töten verging
22.02.2011 3-25 ist -23
10.01.2011 Minus 18-25
06.12.2010 United - und eine Diagonale
12.10.2010 “Better Together”
24.08.2010 Smok-ie
27.07.2010 Grauschleier „Sport und Brötchen statt Drogen“
07.07.2010 Urbanes Verhandeln
31.05.2010 Es gilt die Unschuldsvermutung
30.03.2010 Black is Black
02.03.2010 Alles Schweigen - Shining: Ein Schubhaftgefängnis - Lager - in Vordernberg?
02.02.2010 "Jojo"
14.01.2010 Hotel §5 MRK
15.12.2009 Theater der Unterdrückten - das Weltforum-Theaterfestival aus Graz
15.11.2009 Schatz des Arif
30.10.2009 Mur-Boal
30.09.2009 Hanedke
13.09.2009 Daheimatlos
08.08.2009 Parkland
08.08.2009 Daheimatlos
10.06.2009 Kunst sollte man auch kaufen
05.05.2009 Einmal Arbeit genügt.
14.04.2009 Akademie Ortlos
09.03.2009 Frühlingsverfolgen
02.12.2008 Transkaukasische U-Boote
08.10.2008 Shanti-Kunstsitzen
12.09.2008 BECAUSE
10.07.2008 REGIONAL (e)
27.06.2008 Frühsommerspiele
08.04.2008 Nico will es wissen
05.03.2008 Alles Schall und Rauch
05.03.2008 Die üblichen Verdächtigen
23.02.2007 Über fall?
05.07.2006 Bürgerwehren, Bettler und Fremde I
04.07.2005 Nicht jeder ist eine Minderheit?
13.06.2005 Gugi TV
31.03.2005 Frühlingserwachen
09.03.2005 Alles Lug ..?
25.02.2005 Frauen in die Küche – Keller unter Wasser
31.01.2005 „Melodie“
25.01.2005 Amen Dschijas
10.11.2004 Mr. President
05.10.2004 Zeit der Zigeuner Teil II
04.10.2004 Zeit der Zigeuner (1. Teil)
22.09.2004 Adieu Marius
14.09.2004 He romare!
09.09.2004 Vielleicht kalt duschen .....
28.07.2004 GRAZ ERZÄHLT
21.07.2004 Aufgabe: „Alavitien“
24.06.2004 Wie du sagen „Kassa"
09.06.2004 Kindermusiker oder der Bürgermeister, der Pfarrer und die Diva