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Wie du sagen „Kassa"
Weiter - mitsamt der Chipsy Melodie in den Gehörgängen, über die Hauptbrücke nach 8020. Links und Rechts hatten die alten Mautstationen wieder ihren Betrieb aufgenommen, doch jene schrankenlose und sanktionslose Mautbereitschaft, der von Bezirk zu Bezirk über den Fluss Schreitenden, glänzte vor allem durch ihr Darüber-hinaus-zum-Kunsthaus-schauen, worauf sich einer der Herren erhob und mir die Hand entgegenstreckte. Den letzten Euro in Marcos Kappe gelassen, versuchte ich ihm mit einem raschen side step zu entkommen - unmöglich. Er stellte mich an der Mitte der Brücke. „Ich haben Geschenk für Sie,“ sagte der Mann. „Öha,“ dachte ich bei mir - schon zog er ein Buch aus seiner Jackentasche und im Angesicht des Hardcovers wurde ich verlegen. Er sagte, „Ich auch heissen Tibor“ und verwies mich auf den Titel des Buches, da stand „Lieber Tibor“ geschrieben - „aus dem Briefwechsel Sandor Marais an Tibor Simanyi.“ „Danke. Danke,“ murmelte ich verlegen, einer intellektuelleren Auseinandersetzung unfähig ging ich verstohlen und bereichert zugleich weiter. Noch im Gehen las ich, dass der Bestsellerautor Marais am selben Tag wie ich geboren war, 11. April 1900 - er in Kassa, ich 1965 in Graz. Simanyi ersucht „dringend“ den Namen Kassa richtig auszusprechen: „Das „a“ ist ein dunkler ins „o“ hinüberklingender Laut, und die beiden Mitlaute „ss“, sind wie ein doppeltes „sch“. Auf Deutsch nennt man die Stadt am nördlichen Kranz der Karpaten Kaschau, Kosice auf slowakisch, und ihr alter lateinischer Name ist Cassovia. Nicht ohne an Warhols Vorfahrenschaft einen Luftgruss zum Karpatenkranz zu verschicken, das Kunsthaus hinter mir lassend, eilte ich die Griesgasse entlang, weiter - vorbei an des Bürgermeisters Haus, welches da sozial unterbelichtet auf seinen widmungsgemässen Auftrag abwartet, weiter - am Harmonikazentrum vorbei, wo eines der Zigeunerkinder mit einer Knopferlharmonika gottverlassen dasteht, vorbei - weiter - mit meinem „neuerhaltenen Buch unter dem Arm, bis zu jener Stelle, wo die Feuerbachgasse in die Griesgasse mündet. Dort traf ich auf einen mir bekannten Dichter, den ich des öfteren auf meinen Gängen durch 8020 antreffe. Er bestätigte mir sofort, dass der Bürgermeister ausschliesslich in 8010 anzutreffen sei, er ihn noch nie in 8020, wie ich übrigens auch, angetroffen habe, was uns beide, die wir in 8020 wohnhaft sind, sofort zu der berechtigten Annahme veranlasste, dass unser Herr Bürgermeister gar kein dringendes Wohnbedürfnis an der erwähnten Liegenschaft in der Griesgasse haben könne und dass ausser einigen Topfpflanzen im gegenständlichen Objekt nicht viel bürgerdienliches Wachstum geschehen würde. Vielleicht sollte man dieses Haus Zigeunerkindern oder den Punks zur Verfügung stellen,“ gab ich zu bedenken „ - die könnten jene Villa umfunktionieren,“ erwiderte der Schriftsteller und nahm mir das Buch aus dem Arm, danach versuchte er sich in der Aussprache von Kassa - „Koossccchauu , interessant,“ murmelte er, „da muss ja irgendwo Hostitsche in der Nähe sein. Hostice?, fragte ich nach. „Da kommen unsere Roma heraus,“ bekam ich zur Antwort. „Jene Brückenbeauftragte?“ fragte ich weiter. „Genau dieser.“ „Kosice, Hostice,“ das müsse doch naturgemäss klingend-nahe-aneinander liegen, gab ich mich zielsicher und erzählte von Tibor an der Brücke - „Ahh der Tibori,“ bekomme ich zur Antwort, „das ist mir einer,“ sagte der Schriftsteller und zog seinerseits einen literarischen Grazführer im grünen Einband aus der Tasche. Schon hatte er die Seite aufgeschlagen, worin Roth der Ältere, dessen Nachlass zu Lebzeiten unberücksichtigt geblieben, die „Peripherie“ ganz gut mit den Worten „ ...die, Gott erhalte singen“, beschrieben. „Das sollte der Herr Bürgermeister lesen.“ „Unbedingt!“ Wir einigten uns auf der Landkarte weiter nach dem Zentrum zu forschen, von 8020 aus ... bis auf ein Nächstes.
Ich eilte weiter, zum Johann Joseph Fux Konservatorium, wo ein Professor ein ganzes Arkordeonorchester leitet. Ein Bekannter, ein Filmemacher, hatte mir geflüstert, dass jener Professor Moder - angeblich - die Patenschaft für das Romamusikermädchen übernehmen wolle, das wegen Erregung durch unmusikalisches Auftreten im Stadtraum zum stummen und zugleich bewegungslosen Ausharrens an der Kittelfalte einer Aufsichtsperson („fremde Mama“) oder aber zum Giessen von 30 Kübeltopfpflanzen am Grazer Hauptplatz verurteilt wurde.
n.nagy
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[Kolumne/n.nagy/24.06.2004]
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