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„Melodie“
Heute morgen beugte ich mich über den Altpapierkontainer, da fiel mir ein Formular in david—stern-leucht-gelber Farbe ins Auge, für den Inhalt verantwortlich FPÖ Graz, Griesplatz 10, 8020 Graz. Ich griff zu. Darauf wurde ich zu einer Bürgerbesprechung eingeladen; zum Thema: Lärm- und Geruchsbelästigungen durch das Veranstaltungslokal „Melodie“ (Türkisches Kulturzentrum) in der Lagergasse 57a. Da war ich schon, dachte ich mir und zwar mit meinem Freund und Kameramann Stefan Schmidt, mit dem ich gerade an einer Dokumentation über Strassenmusiker arbeite. Es war ein rumänischer Musikabend vor Weihnachten, wo wir erstens mit feinfühliger rumänischer Manele verwöhnt und zugleich noch hervorragend gespeist. Hinterher ein Tänzchen zur Schlagermusik und das ganze auf Video aufgezeichnet. Wir filmten zum Spass, diese doch mehr als friedliche Stimmung. Von Lärm möchte im angesicht der musikalischen Gesangleistung, der übrigens hübschen wie auch sauberen Sängerin nicht sprechen, ich würde sogar weitergehen und der „Melodie“ durchaus mehr Stimmen verleihen. Die Geruchbelästigungen und der üble Gestank verbreiten sich vielmehr aus einer anderen Ecke. War ich nämlich zunächst zu weit gegangen, auf der Suche nach dem „Melodie“ und vor dem Swingerklub in der Lagergasse gelandet, wo ein Herr sich ohne Geld einen freundlich – fremdländischen – Taxifahrer zu einer „Freifahrt“ nötigen wollte. Der Alte am Greisplatz, dem die Hose über die Knie gerutscht, kotzt regelmässig sein „Scheiss Ausländer“ den tschetschenischen Kleinkindern entgegen, sonst versteht man selbst als Steirer nicht viel, was da hervorbricht, an üblen Lärm und Gestank. Sonntags Morgen, Stille im Bezirk. Der Tag des Herrn. Ein Spiessrutenlauf von „Pizza“ zu „Pizza“ beginnt, ein restalkoholisches Szenario, dass ich in Wien nicht finden vermochte. Das riecht nicht gerade türkisch, denke ich, der ich meine Nase oft viel zu tief in Angelegenheiten stecke, die mich – Gott weiss- nichts angehen. Daneben vereinzelte rote Restrosenblätter unserer fremdländischen Rosenverkäufer. Wie ein APA Korrespondent dann zu Weihnachten mit prüfender Nase feststellte, „Kotze an jeder Ecke.“Schon taucht der Rauchwarenverkäufer vom Griesplatz mit seinen 2 bis 3 Hunden auf, die jenes Gärtchen vor der Pestsäule beehren. Am Jakominiplatz, unweit des ehemaligen Club SF („Sinnvolle Freizeit) ist im Herbst einer an einem Messerstich verblutet, was mich an einheimische Feitlstecher aus meiner Jugend erinnerte, die im Rausch mit der Klinge schnell. Die Lagergasse, die übrigens unter meinem Fenster ihr Ende findet, zu durchschreiten bringt dem zur „Schicklichkeit verplichteten Hirn“ schon auf Pläne. Ich weiss nicht, ob jene Damen und Herren für jenes Bürgerbesprechungsformular verantwortlich an jenem herbstlichen Sonntagsmorgen 2004 durch die Lagergasse spazierten und aus einen der geöffneten Fenster den guten alten Pogues Song „Dirty Old Town“ in guter Lautstärke hörten, gesehen hab ich niemanden auf der Lagergasse. Als Zu-Fussgeher kann ich dem Verkehrschaos nicht folgen, da wenn sie stehen in einer Verstopfung, ich schon weiter, zumeist doch recht flott auch die Lagergasse vorankomme. Die Pogues sind übrigens Iren, jenes nicht grad leise und auf Maul gefallene Inselvölkchen. Über den Mundgeruch jenes Sängers ein anderes Mal. In der Lagergasse befindet sich auch das Volkshaus, wo mich nicht bloss eine mongolische Stimme beglückte, sondern auch letztes Herbstfest die braven Buben mit einer serbischen Sängerin im Freien musizierten. In jener Lagergasse befindet sich auch jener Proberaum wo wir vor Weihnachten mit einem kosovarischen und mongolischen Flüchtlingskind die „Flucht aus Tibet“ probten. Ich bin mir nicht sicher, ob „Betroffene“ der Aufführung beiwohnten. In jener Lagergasse finden Sonntags sogar „Schwarze Messen“ statt. Die Lagergasse hat ein durchaus buntes Gesicht, irgendwo weiter „Unten“ in der Lagergasse hat mir ein Linguistikexperte versichert, soll es sogar noch Roma oder Sinti geben, in jener Lagergasse. Man hört nicht viel darüber, hör ich. Das sind Verborgene. Das nun auch geschäftstüchtige Türken die leerstehenden „Hallen der Lagergasse“ mit Melodien und levatinischer Küche beglücken, mag gewissen Lagergassenbetroffenen ein unsicheres Gefühl bereiten. Ich zitiere wörtlich das stern-gelbe-FPÖ Formular: „Am 4. Dezember 2004 wurde sogar das offizielle Kulturfest des Ausländerbeirates der Stadt Graz mit Unterstützung von „Stadt Graz Kultur“ in diesem Veranstaltungssaal abgehalten!“ Eine Ausrufezeichen zum Ende? Warum sich die Betroffenen dann beim Chinesen in der Lagergasse treffen, frag ich mich?
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[Kolumne/n.nagy/31.01.2005]
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