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GRAZ ERZÄHLT

Graz erzählt. Wo ist die Glocke hingekommen? Wir schauen hinauf zum Turm. Die St. Andräkirche hat keine Glocke. Frage nach, wohin-über die Glocken vergossen- vergessen? Angeblich hatten die Nazis die Glocke eingeschmolzen. Werde aus der letzten Episode von Tarkowskis Andreas Passion gerissen - es läutet an meiner Tür, ich öffne. Da steht der kleine Kosovare, er braucht ein Sagenbuch von/über Graz. Nun gut, wir machen uns auf den Weg, mit dem Fahrrad zum Hauptplatz, weiter die Herrengasse hinunter, zur Buchhandlung Moser. Das einzige Grazer Sagenbuch, welches wir in mehreren Anläufen finden zu beschreiben erspar ich Ihnen, nur soviel: es ist ein schmerzhaft-schulischer Lehrbehelf aus dem Jahre 1966. Beschämt staune ich über die druckgraphische Aufbereitung; der 12-jährige Kosovare fragt: „Was ist DAS?“ „Das ...“ – ich stocke – „ ... das ist das Output des Grazer Erzähler- und Märchen-film-festival – ein Filmrequisit aus dem Berg der Erinnerung „WIR03Kulturhaupstadt“, na ja“, lüge ich und schlage das „Werkl“ auf, entdecke sogleich jene Geschichte des „übriggebliebenen Türken“, den die Grazer nach der Türkenbelagerung jährlich als brennendes „Puppenspiel“ in einer Prozedur durch die Stadt getragen und über den schäumenden Fluss entsorgten. Jene Geschichte ist den Freunden im Gries und an der Brücke unbekannt. Ich will den kosovarischen Jungen nicht in Angst versetzen und so spinne ich weiter, ob er er denn den skeletierten Elefantenschädel droben im Glockenturm des Schlossbergs kenne. Er verneint, fragt aber nachdem er die ersten Seiten jenes Sagenheftes überflogen hat, warum denn der Teufel „unsere Hausbergfelsen“ aus Afrika geholt habe. Ich muss zugeben, dass ich den Begriff „der schwarzen Teufel“ über einen Buchtitel (schwarze Teufel, edle Mohren) nahe bei mir trage, weiche einer ehrenwert-gegenwärtigen Antwort entschieden aus und erkläre belesen, dass Puschkin der Dichter einen ethiopischen Grossvater hatte und selbst Beethovens erster Geiger, ein gewisser Herr namens Bridgetower, ein Schwarzer war. Und? Und das alte Gestein? Der Kalvarienberg? Der Schlossberg? Der Dachstein? Der Watzmann? Der Junge ist sichtbar unzufrieden mit meinem Ausweichmanöver, blättert weiter im Sagenbüchl und fragt, warum denn bitteschön die Männer die Nixe vom Andritz Ursprung sooo zu Tode quälten. Das sollte man die Lorbeerianer fragen, sage ich, weil die Nixe vielleicht doch noch in bestimmten Mondnächten erscheine und Antwort gibt über den Quälgeist jener Mannsmörderischen? Auch hier hab ich keine recht-passende Antwort parat, weil der junge Kosovare die Verwalterschaft von Gottes Schreibknecht zu Graz nicht kennt und so erspar ich ihm Details jener Offenbarungswunder – alles zu seiner Zeit. Der Junge ist Moslem und will Arzt werden, so verrat ich ihm, dass die Menschen zur Quelle pilgern, welche Heilkräfte haben soll. Nur bei Regen sollen Fäkalkeime mit dem Wasser gemeinsame Sache treiben, mahnen vereinzelte Wissenschaftler, jene die sich mit dem Fäkalkeimartenreichtum und seine Vermehrung berufsmässig beschäftigen müssen. Ich selbst hab’s auch bei Hochwasserstand ganz gut vertragen. Die erste Flasche mit Lorbeerwasser hatte ich vor Jahren von Ingeborg Orthofer, die Mutter von Werner Schwabs Sohn, in der Toskana erhalten, und wie durch ein Wunder war trotz der Hitze im Wagen damals, das Wasser angenehm-ursprünglich-kühl geblieben. Wir beschliessen diese Ferien einen Ausflug zur Ursprungsquelle zu unternehmen um nach jener gemeuchelten Nixe – sie hat nicht einmal einen Namen - Ausschau zu halten. Da der junge Kosovare über wahren dichterischen Witz verfügt, schlage ich ihm vor, mich nach einem Bildband von Wilhelm Busch umzusehen. Gesagt getan, schon Tage darauf steh ich in dem Buchladen Ecke Glacis-/Rittergasse und betrachte, lang lang ist’s her, „Max und Moritz,“ und plage mich mit den gotischen Schriftzeichen als ein Mann schneidig den Buchladen betritt und ein gebrauchtes Buch im gelben Einband zum Tausch, wie er sagt, anbietet: „Karlson vom Dach“ von Astrid Lindgren. Da der kosovarische Flüchtlingsjunge im vormaligen Hotel 5 Lärchen, im 5. Stock, unter dem Dach, mit Blick in den Himmeln von Graz wohnt, denke ich, das könne ihm gut passen. Als ich dem Herrn erkläre, was ich mit „seinem Buch“ als Geschenk vorhätte, steigert sich dieser in seinen mehr noch als grimmigen Ausdruck und fragt nach, ob denn der Junge denn „Deutsch spreche“ und ob er Deutsch schreibe und lese und ...? Nicht nur Deutsch, sogar noch Serbokroatisch, Dänisch, Schwedisch und Albanisch, spreche, schreibe und lese er, geb’ ich ihm zur Antwort, worauf der schneidige „zack-zack Herr“mit Fragezeichen berichtet, dass er das nicht so recht(?) glauben könne und wolle und überhaupt ... er wisse schliesslich doch genau, dass diese Ausländer alle bloss auf sein - er hat „UNSER GELD“ gesagt, aus sind und er deshalb wachsam sei ... ja, vor kurzen habe er mit seiner GASpistole sogar eine moldawische Fahrradlräuberbande bei Maria Trost gestellt. In seinem scharfen Russisch will er mir das russische „Hände hoch!“ beibringen, zielt mit dem Zeigefinger theatralisch nach dem noch lebenden Buchhändler und mir. „Flieg ab“, flüstere ich mir in den Bart genötigt und da jenem last action hero der Buchhändler auch keinen Tauschhandel machte und er geizig genug immer schon gewesen und ist ein Überlebensgeschäft auszulassen, zog er mit Karlson unter dem Arm weit unter den Dächern der Stadt scharf geladen weiter. Mögen die „richtigen Kinder“ die „richtigen Sagenbücher“ über „richtige Erzähler“ erhalten und das was Graz sonst noch so erzählt seine Korrektu(h)r über – Gong – finden. Seien Sie achtsam! Und haben Sie dank für Ihre Courage. ...



[Kolumne/n.nagy/28.07.2004]





    Kolumne/n.nagy


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