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Hanedke

Was würde Handke herauslesen aus Haneke? Wie hätte der Dichter jenes Drehbuch verfasst: „Als das Kind war gewesen ...“ Wie würde der Engel Sanders jene Geschichte aus der Vogelperspektive jenes protestantischen Kirchturms herunter ganz anders lesen: Vergletscherungen jener Vorkriegszeit vor Sarajewo 1914 – nach 1992, nach Mitrovitza, nach Belgrad ...Ein kleiner Albaner hegt heute noch Mordgelüste gegen der Serbenfreund Handke und nur zu gerne schießt er diesen mit einem „Arschloch“ ab, einer Rückkoppelung entsprungen, nur dass auch dieses Mal die Beschimpfung mitsamt ihrem Beleidigungscharakter verhallt. Im Gloria ist nun das Augartenkino KIZ eingezogen und Ernestos Wandgemälde mit seinen unschuldigen Kindern ebendort wartet auf mehr als bloß Worte. Wieder war man gewichen. Handke sucht die Härte der Zeit in der Vergangenheit oder in Paris, in den eingeflochtenen Unschuldsbändern jener schmucken schwarz/weiß inszenierten Kinder, die durch jenes norddeutsche Dorf gezogen. Verstörungen begeistern die Jury in Cannes. Wie hätte Handke diejenige Dorflandschaft, die Dörfler, gezeichnet, wie hätte er einem Vorkriegskärnten seinen Bloch zugeordnet? Und wie konnte ein unwahrscheinlich geglaubtes Bündnis die weiße Kinderrose und ihren Widerstand mit eben dieser Gewalt zeichnen, wie jene Tritte gegen den Knaben – ohne sie zu zeigen – weil sie ja schon sichtbar gespürt bleiben. Schmerz überträgt sich und von einem F-Blauen zusammengeschlagen zu werden ist auch kein besonderes Vergnügen. Wie hätte ein Handke über den Schmerz der Tatopfer geschrieben; wäre er auf eine winterliche Reise mit jenem Lehrer an die Flüsse jener Landschaft gegangen? Und während die schöne Heidelandschaft pulsiert, wird urplötzlich aus Hanekes Weißem Band heraus mit einem der härtesten Schnitte der Krieg gegen die Serben eingeläutet. Was sucht Handke, wenn er der Drina folgt, über den Grenzfluss blickt, um sich in einem Nachtrag erklären zu müssen und die Opfer unter den Tätern nicht bloß erfindet – dort kommt er Haneke nahe, der auf der Suche nach Unschuld keine Poesie zulässt, hart bei seinen Charakteren verweilt. Oskar Werner als Jules war da weit selbstverliebter im Umgang mit seinem Freund Jim in den ersten Weltkrieg hinein verbannt, die Erzählerstimme hatte die Gedankenstimme überblickt – aus Paris eben. Diese Sichtweise tut gut, während der Handke-Wendersche Überflug die Tiefenstruktur eines 80er Berlin auseinander definiert, verbleiben Hanekes Mauern über die Zeit hinaus gleich einem Mahnruf hinaus bestehen. Kinder – ohne Handycams- denen Handke eingestehen müsste, dass es auch die Morawa aufwärts Opfer gegeben hat. Täterlandschaften sind zumeist anderwärtig auszumachen, als in den Umständen die nur zu offensichtlich erscheinen. Der offene Ede weiß um den Krieg, ein offenes Gruppenbild: Da stehen sie zusammen – davor. Danach blättert sich eine Zeitung wie von alleine auf, aus Angst eben ungelesen zu verhallen, unerhört zu bleiben, um auf die Gefahr hin dem Rechtsruck entgegen aller Warner wieder zu verfallen, um den Schwächsten weiße Bänder und Fesseln anzulegen, sie zu treten, zu schlagen und in einen psychischen Unterbau hinein zu verbannen, der angesichts der offenen Wunden in offenen Wunden reproduziert. Der Mann aus Bazar, wo Euphrat und Tigris zusammenkommen, Mohammed, erzählt wie er von einem betrunkenen Inländer niedergeschlagen und gewürgt würde. Ich erspare ihm meine Ausführungen. Helping Hands würde ich inmitten von aufkommenden Rassismus, Fremdenhass in die aufgezogene Rechte hinein sagen, fragend, ob sie die eigenen Kinder misshandeln und missbrauchen. Die Gesichter in Hanekes Weißem Band haben einen schon fast zeitlosen Erinnerungswert , während die Uneinsichtigkeit der Täterlandschaft atemlos hinterher hechelt. Leider fehlen uns Handkes Worte gerade hier und heute, wo ein elementarer geistiger Notstand anscheinend gerade seinen Neubeginn feiert. Die Vergletscherungen zu Hanekes Sprachlosigkeit mit dem Wort zu brechen, wäre im Angesicht des neuen Fremdengesetzes und geschürter Feindlichkeit wenigstens einen „schlagenden Versuch“ wert, wenn auch von Paris aus.

Bild: aus "Das Weiße Band"...




[Kolumne/n.nagy/30.09.2009]





    Kolumne/n.nagy


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