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Kunst-Aufwertung
Die Thalia wurde von einem gewissen
Herrn Höfer in den 50ern als Baumeister gebaut. Sein Sohn Bernd ging in den 60er Jahren nach Schweden um als Mäzen nach Österreich zurückzukehren. Der Buchautor und Fotokünstler lebt heute in Graz, Wien und Stockholm und ist dafür bekannt, dass er Werner Schwab in den Frühen 90er Jahren in seinem Haus in Wien Ottakring beherbergte.
In diesem Haus lebten Maler, Fotgrafen, Filmemacher, Journalisten
neben Kriegsflüchtlingen. Ein Haus wie eine Weltreise. Bernd Höfer
hat über dieses Haus der “Narren” ein Buch im Verlag der Provinz
verfaßt und vereindringlicht damit seinen Anspruch Kunst zu
ermöglichen. Für diesen Zweck hat Bernd Höfer eine
IMMO-Kunsthandel-Gmbh gegründet, die aus den Vermieten heraus eben
diesen Zweck der Kunst- und Kulturförderung begünstigt und
verfolgt. Auch eine kleine Galerie wurde in dem Schwabhaus betrieben.
Eine mutige Stiegenhausgalerie. Ebenso ein Lokal. Der Yppenplatz in
Wien mit seiner Szene ist im wesentlichen auf das Engagement dieses
Mannes zurückzuführen. Der Platz um den Brunnenmarkt erfuhr so eine
wesentliche Aufwertung, noch bevor es zu Soho-Ottakring kam. Heute
ist dort, wo urspünglich nur das Café International stand –
übrigens auch von einem Grazer geführt – ein Lokalmeile
entstanden, mit internationalem Flair einer Weltstadt. Der Hausherr
als Initiator und Avantgardist. Der Hausherr als Mäzen. Am Lendplatz
erleben wir gerade eine ähnliche Aufwertung des Bezirkes über die
Kunst hinaus. Die Künstler liefern wesentliche Bestandteile und ihr
Engagement und spielen Hausherren, Spekulanten, Maklern, Architekten
sowie städteplanerischen Tendenzen in die Hände. Das gelebte
Engagement ist unmittelbare Vorausetzung für solche Prozesse. Die
Streuung ebenso. Zumeist hat das mit Persönlichkeiten zu tun, die
sobald die Arbeit auf der einen Ebene getan ist, beinahe unerkannt
weiter ziehen oder sich aus dem erweiterten Prozess herausnehmen.
Pionierpflanzen sind nicht unmittelbar für die Streuung
mitverantwortlich. Sie verfolgen das ursprüngliche Motiv, das sich
aus der Zeit heraus verselbstständigt und im permaneneten Prozess
der Erneuerung befindet. Auffallend ist, dass sich solche
Aufwertungsprozesse, die von Persönlichkeiten getragen werden, bald
gruppendynamisch vereinnahmt, kapitalisiert oder ver-subventioniert
werden. Aus der kommerziellen Betrachtung heraus, wird Kapital
angezogen und dieses Kapital hat meistens seine eigene
Hintergründigkeit, aus welchen Grundgeschäften heraus auch immer.
Plötzlich tauchen Magnaten auf, die ganze Zonen übernehmen. Das
Ando in Wien-Ottakring ist ein solcher Platzhirsch geworden, der
durch Grösse auffällt und dem plötzlich alles möglich gemacht
wird, was ursprünglich an einem Marktplatz als verboten galt. Es
geht um die totale Gastronomie, die schliesslich unverhältnismässig
gefrässig auftritt und konzernmässig mit internationalen
Hintergrundkapital ausgestattet rasch politische Sympathien
ergattert. Auffallend ist, dass dabei nicht nur die drei Linden am
Yppenplatz auf der Strecke bleiben - verdurstet oder aus Platzgründen
vergiftet, ist dabei sichtbar egal. Auffallend ist außerdem, dass
sich die Kleinkunststrukturen wieder einmal in die Seitengassen
verziehen, so ihre Ausweichmanöver starten. In Graz-Gries arbeiten
noch nahezu hintergründige Strukturen. Das Künstlerduo Fessl-Wolf
hat sich am Griesplatz eingemietet und bereichert den Sisha Palace
mit DJ- Kunst, entführt aus dem 1001 Nacht Ambiente. Daneben wird
Michele Kramer bald einen vormaligen Kebabladen rückübernehmen um
etwas kulinarische Kultur zu übermitteln. Niveaus sollten
angeglichen werden. Ansonsten der Platz zwar nicht verkommen wird,
doch unverstanden eine zweite, dritte Weltexistenz entwickelt, die
schlussendlich wieder nur zu anthropologischen Verspannungen führt.
Ob am Griesplatz ein Naschmarkt oder Brunnenmarkt initiert werden
will, bleibt nach wie vor offen. Internationales gibt es hier wie
dort genügend, das ist nicht die Frage. Es geht wieder einmal um
finanzielle Bereitschaften und die treffen Private ebenso, wie die
öffentliche Hand. Die Bereitschaft der Hauseigentümer Kunst und
Kultur in die Hand zu nehmen und Vorreiter zu werden, wird dabei
entscheidend wie motivierend sein. Die Kapitalisierung kann dabei im
Rahmen von Sponsorings geschehen. Und erst unlängst konnte ich solch
ein Konzept in der ARTFABRIK von Robert Uranitsch, in der
Glacisstrasse erkennen, der angab, er wolle Kunst ebenso ermöglichen,
indem er Austellungen und Drucke eigenhändig vorfinanziert. Auch die
Galerie Centrum ist nebenan und erfährt die Glacisstrasse als
Galerienmeile unmittelbar Aufwertung. Bei aller Jammerei auf hohem
Niveau hinsichtlich der Sparmaßnahmen, muss man gleichzeitig auch
eingestehen, dass KünstlerInnen von Geldgebern und Hausherren
unterstützt werden. Daraus entwickeln sich Symbiosen, die über
Beiratssysteme, Einreichungen, Bepreisungen, Subventionsansuchen
hinaus ihre eigenständigen solidarischen Segmente erarbeiten. Kunst
erfährt diese Aufwertung im Austausch von Geist und Kapital, dazu
benötigt es faire Kommunikation mit einem hohen ethischen Anspruch,
das Wissen und die Bereitschaft, dass KünstlerInnen immer schon
Nutznieser von Immobilien waren und bleiben. Man darf beide Seiten
daran nachhaltig erinnern und gleichzeitig das Handbuch “Fair-
Kommunikation”, herausgegeben vom Soziologen Manfred Prisching im
Leykam Verlag, bewerben.
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...
[Kolumne/n.nagy/06.07.2013]
Kolumne/n.nagy
06.11.2017 Flüchtig
05.10.2017 Who can it be NOW?
01.09.2017 Kurz oder Lang
31.07.2017 Konzentriert Euch
20.07.2017 Kunst: eine Verantwortung
12.06.2017 Weisses Papier
17.05.2017 Salz im Tanz
04.04.2017 Es wurmst
07.03.2017 Two for Twelve
08.08.2016 Micro Galleries
22.07.2016 Pubculture
21.06.2016 Spiel und die Welt
12.05.2016 Friendly Alien
25.04.2016 Spielfelder
04.03.2016 WE COME AS FRIENDS
26.02.2016 Sound the beast
09.02.2016 Free China
13.12.2015 Happy?
10.11.2015 SPIELFELD
16.10.2015 Mein K(r)ampf
14.10.2015 Die Revolution frisst - Vereine die gerne AGs wären
13.07.2015 Der Fremde
10.06.2015 Vagabunden
20.03.2015 An-Statt-TV-Land
20.02.2015 FPF Filmpionier Bernhard Frankfurter
28.01.2015 Zabriskie Point: davor und danach
12.12.2014 Xmas3
14.11.2014 Klick it
20.10.2014 herbstpartie-y
23.09.2014 Dort – wo uns die Sprache erfindet
27.08.2014 Zukunft war gerade – und jetzt!
06.06.2014 Ein Sonntag im Mai
29.04.2014 Damals - Zeiten der Unruhe
24.03.2014 Krieg - Art
14.02.2014 Cooperale
11.11.2013 Straßennarben
10.10.2013 Das blaue Wunder - eine Brücke
05.09.2013 Belämmert mich - nicht.
05.08.2013 Take Care – cam me free
06.07.2013 Kunst-Aufwertung
03.06.2013 Über Kinder der Iris
13.05.2013 Grundlagen. Wer lehrte die Biene?
27.03.2013 Venedig
08.03.2013 HAARP - Harfenspieler
29.01.2013 Keine Angst
06.12.2012 Der Hofer wars ...
29.11.2012 Sieben
08.10.2012 Flashmobbing
07.09.2012 Club-Subculture again
02.08.2012 Keplerkoje - Gnadenlose Flut
25.07.2012 Zuviel Hitze
02.07.2012 Erdbeweger
18.05.2012 LEND WIRBELT
10.04.2012 Sturm - Kratzer am Meer
27.03.2012 Aufruf des Erinnerns (Iden des März)
16.02.2012 2nd Floor - stadtmuseum
23.01.2012 Neue Heimat
04.01.2012 Das verborgene Museum
29.11.2011 Bleibt Papier geduldig?
03.11.2011 Macht Platz
19.09.2011 Much too Much . Zuviel ist Zuviel
02.08.2011 Gries-Gardening
18.07.2011 Eine „Annen4elfolge“
29.06.2011 Arbeit macht über die Freiheit der Kunst freier
26.04.2011 ...oder dem Tanz das Töten verging
22.02.2011 3-25 ist -23
10.01.2011 Minus 18-25
06.12.2010 United - und eine Diagonale
12.10.2010 “Better Together”
24.08.2010 Smok-ie
27.07.2010 Grauschleier „Sport und Brötchen statt Drogen“
07.07.2010 Urbanes Verhandeln
31.05.2010 Es gilt die Unschuldsvermutung
30.03.2010 Black is Black
02.03.2010 Alles Schweigen - Shining: Ein Schubhaftgefängnis - Lager - in Vordernberg?
02.02.2010 "Jojo"
14.01.2010 Hotel §5 MRK
15.12.2009 Theater der Unterdrückten - das Weltforum-Theaterfestival aus Graz
15.11.2009 Schatz des Arif
30.10.2009 Mur-Boal
30.09.2009 Hanedke
13.09.2009 Daheimatlos
08.08.2009 Parkland
08.08.2009 Daheimatlos
10.06.2009 Kunst sollte man auch kaufen
05.05.2009 Einmal Arbeit genügt.
14.04.2009 Akademie Ortlos
09.03.2009 Frühlingsverfolgen
02.12.2008 Transkaukasische U-Boote
08.10.2008 Shanti-Kunstsitzen
12.09.2008 BECAUSE
10.07.2008 REGIONAL (e)
27.06.2008 Frühsommerspiele
08.04.2008 Nico will es wissen
05.03.2008 Alles Schall und Rauch
05.03.2008 Die üblichen Verdächtigen
23.02.2007 Über fall?
05.07.2006 Bürgerwehren, Bettler und Fremde I
04.07.2005 Nicht jeder ist eine Minderheit?
13.06.2005 Gugi TV
31.03.2005 Frühlingserwachen
09.03.2005 Alles Lug ..?
25.02.2005 Frauen in die Küche – Keller unter Wasser
31.01.2005 „Melodie“
25.01.2005 Amen Dschijas
10.11.2004 Mr. President
05.10.2004 Zeit der Zigeuner Teil II
04.10.2004 Zeit der Zigeuner (1. Teil)
22.09.2004 Adieu Marius
14.09.2004 He romare!
09.09.2004 Vielleicht kalt duschen .....
28.07.2004 GRAZ ERZÄHLT
21.07.2004 Aufgabe: „Alavitien“
24.06.2004 Wie du sagen „Kassa"
09.06.2004 Kindermusiker oder der Bürgermeister, der Pfarrer und die Diva