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Macht Platz
Stephane Hessls Empörung klingt kämpferisch, zugleich mit weichen melancholischen Zügen untermalt. Seine Empörung am Mariahilferplatz kommt dem vorangegangen Aufruf zur Revolution nach, mahnt jedoch zum gewaltlosen Nachdenken, denkt über die Art der Veränderung nach. So empört sich die Herbstzeitlose und doch viele fehlen mir hier am Mariahilferplatz. Aber „Wir sind da“ hilft dem Aufrütteln des über 90-jährigen Bestsellerautors und Aktivisten. Wir stehen hier auf den Beinen. Und es ist Platz.
Ortswechsel: Le Havre, die Normandie. Der Filmemacher Aki Kaurismäki nimmt sich ebendort Flüchtlingsschicksalen an. Ob ein französischer Hafen repräsentativ für Fluchtgeschichten ist – wie viele sind doch von hier weiter schutzsuchend nach England … Ein APA-Korrespondent mit braunen Augen erzählte mir von den Leichenbergen, die aus der Containerstadt Rotterdam gefischt werden. Dann verschwinden die Toten – Flüchtlinge, die sich in Containern versteckt hielten – identitätslos und auf Nimmerwiedersehen. Der immense Warenumschlaghof trägt Verwesungsgeruch an sich, den Transporte permanent mit sich bringen. Der Finne Kaurismäki ist nun auch dem finanzkrisengeschüttelten Portugal entgangen und hält nun am Kanal Ausschau, während hier in Graz nach dem Wendepunkt der british book store geschlossen werden soll. Hier am Machtplatz ist Platz; vor dem Exil, war dieser Platz am Lendhafen schon vor Jahren eben zum Jahrestag der Wende, dem Beginn der Revolution in Rumänien/Temesvar eröffnet worden. Zum Gedenken an die vergessenen Toten damals … nicht an die heute lebenden Toten in der Griesgasse, gestrandet in vormaligen Bordellen. Dort warten sie mit ihren Kindern in endlosen Zeitschleifen um eine mehr als kafkaeske Bürokratie herum. Eva hat ihr Negativurteil in der Hand und sieht mit ihren großen dunklen Augen in die tiefe Weite ihrer Traumata hinaus; das letzte war ihre angebliche Unglaubwürdigkeit, wie vom Richterkollegium das Asylgerichtshofes feststellt wurde --nämlich nicht angeben zu können, von wie vielen Männern genau sie in einer Nacht vergewaltigt wurde. Sie hatte einer Toten gleich die Augen im Schmerz geschlossen gehalten. Hätte sie ihre Peiniger beschreiben können, wäre sie sicher „glaubwürdiger“ geworden. Die Worte, den rasenden Atem und die Unterscheidung der Spermien usw. Ihre Narbenstränge an den Unterarmen hat sie sich aller wahrscheinlich auch selbst zugefügt, nachdem sie mit einem Messer gefoltert wurde. Man steht hier am Hafen der Griesgasse und ist verwundert über die Kriegsflüchtlinge, die unmittelbar neben dem Waffengeschäft „Wanz“ untergebracht sind. Sagte nicht unlängst ein Caritas-Mitarbeiter zu mir: „Flüchtlingsarbeit sei ein dreckiges Geschäft.“
Aber ein Berg von Schulden trifft den Schuldner wie den Gläubiger und hat schon manchen rückwirkend erschlagen. Ob Kinder, die, aus welcher Neigung ihrer Eltern auch immer, im Kinderheim landen, zu sexuellen Sklavenspielen „ausgeborgt“ werden, kann man sich in den brodelnden Gerüchteküchen kaum vorstellen – was da ins Licht will ... Ich selbst war ja in den 70er Jahren an einen Stuhl gefesselt – in der einzigen europäischen Menschenrechtehauptstadt - mit dem eigenen Erbrochenen im Mund und Schmerzen zwischen den Beinen. Zuvor war ich ohnmächtig geworden. Dass der blasse Hinterlandspiegel des Wilhelminenbergs um Misshandlung, Folter, um Vergewaltigung von den Schwächsten nicht zu sonderlich glücklichen Erwachsenen führt, scheint deutlich genug. Dann bleibt nur noch die Vergebung, die alles zudeckt, Wundmale, die heilen und Narben, die unsichtbar nachsichtig werden – Leid, das jetzt aufhören darf. Ein Berg entblößt jedoch dabei zunächst wieder einmal bloß die Spitze seines Eisberges der Empörung....
Ortswechsel: Le Havre, die Normandie. Der Filmemacher Aki Kaurismäki nimmt sich ebendort Flüchtlingsschicksalen an. Ob ein französischer Hafen repräsentativ für Fluchtgeschichten ist – wie viele sind doch von hier weiter schutzsuchend nach England … Ein APA-Korrespondent mit braunen Augen erzählte mir von den Leichenbergen, die aus der Containerstadt Rotterdam gefischt werden. Dann verschwinden die Toten – Flüchtlinge, die sich in Containern versteckt hielten – identitätslos und auf Nimmerwiedersehen. Der immense Warenumschlaghof trägt Verwesungsgeruch an sich, den Transporte permanent mit sich bringen. Der Finne Kaurismäki ist nun auch dem finanzkrisengeschüttelten Portugal entgangen und hält nun am Kanal Ausschau, während hier in Graz nach dem Wendepunkt der british book store geschlossen werden soll. Hier am Machtplatz ist Platz; vor dem Exil, war dieser Platz am Lendhafen schon vor Jahren eben zum Jahrestag der Wende, dem Beginn der Revolution in Rumänien/Temesvar eröffnet worden. Zum Gedenken an die vergessenen Toten damals … nicht an die heute lebenden Toten in der Griesgasse, gestrandet in vormaligen Bordellen. Dort warten sie mit ihren Kindern in endlosen Zeitschleifen um eine mehr als kafkaeske Bürokratie herum. Eva hat ihr Negativurteil in der Hand und sieht mit ihren großen dunklen Augen in die tiefe Weite ihrer Traumata hinaus; das letzte war ihre angebliche Unglaubwürdigkeit, wie vom Richterkollegium das Asylgerichtshofes feststellt wurde --nämlich nicht angeben zu können, von wie vielen Männern genau sie in einer Nacht vergewaltigt wurde. Sie hatte einer Toten gleich die Augen im Schmerz geschlossen gehalten. Hätte sie ihre Peiniger beschreiben können, wäre sie sicher „glaubwürdiger“ geworden. Die Worte, den rasenden Atem und die Unterscheidung der Spermien usw. Ihre Narbenstränge an den Unterarmen hat sie sich aller wahrscheinlich auch selbst zugefügt, nachdem sie mit einem Messer gefoltert wurde. Man steht hier am Hafen der Griesgasse und ist verwundert über die Kriegsflüchtlinge, die unmittelbar neben dem Waffengeschäft „Wanz“ untergebracht sind. Sagte nicht unlängst ein Caritas-Mitarbeiter zu mir: „Flüchtlingsarbeit sei ein dreckiges Geschäft.“
Aber ein Berg von Schulden trifft den Schuldner wie den Gläubiger und hat schon manchen rückwirkend erschlagen. Ob Kinder, die, aus welcher Neigung ihrer Eltern auch immer, im Kinderheim landen, zu sexuellen Sklavenspielen „ausgeborgt“ werden, kann man sich in den brodelnden Gerüchteküchen kaum vorstellen – was da ins Licht will ... Ich selbst war ja in den 70er Jahren an einen Stuhl gefesselt – in der einzigen europäischen Menschenrechtehauptstadt - mit dem eigenen Erbrochenen im Mund und Schmerzen zwischen den Beinen. Zuvor war ich ohnmächtig geworden. Dass der blasse Hinterlandspiegel des Wilhelminenbergs um Misshandlung, Folter, um Vergewaltigung von den Schwächsten nicht zu sonderlich glücklichen Erwachsenen führt, scheint deutlich genug. Dann bleibt nur noch die Vergebung, die alles zudeckt, Wundmale, die heilen und Narben, die unsichtbar nachsichtig werden – Leid, das jetzt aufhören darf. Ein Berg entblößt jedoch dabei zunächst wieder einmal bloß die Spitze seines Eisberges der Empörung....
[Kolumne/n.nagy/03.11.2011]
Kolumne/n.nagy
06.11.2017 Flüchtig
05.10.2017 Who can it be NOW?
01.09.2017 Kurz oder Lang
31.07.2017 Konzentriert Euch
20.07.2017 Kunst: eine Verantwortung
12.06.2017 Weisses Papier
17.05.2017 Salz im Tanz
04.04.2017 Es wurmst
07.03.2017 Two for Twelve
08.08.2016 Micro Galleries
22.07.2016 Pubculture
21.06.2016 Spiel und die Welt
12.05.2016 Friendly Alien
25.04.2016 Spielfelder
04.03.2016 WE COME AS FRIENDS
26.02.2016 Sound the beast
09.02.2016 Free China
13.12.2015 Happy?
10.11.2015 SPIELFELD
16.10.2015 Mein K(r)ampf
14.10.2015 Die Revolution frisst - Vereine die gerne AGs wären
13.07.2015 Der Fremde
10.06.2015 Vagabunden
20.03.2015 An-Statt-TV-Land
20.02.2015 FPF Filmpionier Bernhard Frankfurter
28.01.2015 Zabriskie Point: davor und danach
12.12.2014 Xmas3
14.11.2014 Klick it
20.10.2014 herbstpartie-y
23.09.2014 Dort – wo uns die Sprache erfindet
27.08.2014 Zukunft war gerade – und jetzt!
06.06.2014 Ein Sonntag im Mai
29.04.2014 Damals - Zeiten der Unruhe
24.03.2014 Krieg - Art
14.02.2014 Cooperale
11.11.2013 Straßennarben
10.10.2013 Das blaue Wunder - eine Brücke
05.09.2013 Belämmert mich - nicht.
05.08.2013 Take Care – cam me free
06.07.2013 Kunst-Aufwertung
03.06.2013 Über Kinder der Iris
13.05.2013 Grundlagen. Wer lehrte die Biene?
27.03.2013 Venedig
08.03.2013 HAARP - Harfenspieler
29.01.2013 Keine Angst
06.12.2012 Der Hofer wars ...
29.11.2012 Sieben
08.10.2012 Flashmobbing
07.09.2012 Club-Subculture again
02.08.2012 Keplerkoje - Gnadenlose Flut
25.07.2012 Zuviel Hitze
02.07.2012 Erdbeweger
18.05.2012 LEND WIRBELT
10.04.2012 Sturm - Kratzer am Meer
27.03.2012 Aufruf des Erinnerns (Iden des März)
16.02.2012 2nd Floor - stadtmuseum
23.01.2012 Neue Heimat
04.01.2012 Das verborgene Museum
29.11.2011 Bleibt Papier geduldig?
03.11.2011 Macht Platz
19.09.2011 Much too Much . Zuviel ist Zuviel
02.08.2011 Gries-Gardening
18.07.2011 Eine „Annen4elfolge“
29.06.2011 Arbeit macht über die Freiheit der Kunst freier
26.04.2011 ...oder dem Tanz das Töten verging
22.02.2011 3-25 ist -23
10.01.2011 Minus 18-25
06.12.2010 United - und eine Diagonale
12.10.2010 “Better Together”
24.08.2010 Smok-ie
27.07.2010 Grauschleier „Sport und Brötchen statt Drogen“
07.07.2010 Urbanes Verhandeln
31.05.2010 Es gilt die Unschuldsvermutung
30.03.2010 Black is Black
02.03.2010 Alles Schweigen - Shining: Ein Schubhaftgefängnis - Lager - in Vordernberg?
02.02.2010 "Jojo"
14.01.2010 Hotel §5 MRK
15.12.2009 Theater der Unterdrückten - das Weltforum-Theaterfestival aus Graz
15.11.2009 Schatz des Arif
30.10.2009 Mur-Boal
30.09.2009 Hanedke
13.09.2009 Daheimatlos
08.08.2009 Parkland
08.08.2009 Daheimatlos
10.06.2009 Kunst sollte man auch kaufen
05.05.2009 Einmal Arbeit genügt.
14.04.2009 Akademie Ortlos
09.03.2009 Frühlingsverfolgen
02.12.2008 Transkaukasische U-Boote
08.10.2008 Shanti-Kunstsitzen
12.09.2008 BECAUSE
10.07.2008 REGIONAL (e)
27.06.2008 Frühsommerspiele
08.04.2008 Nico will es wissen
05.03.2008 Alles Schall und Rauch
05.03.2008 Die üblichen Verdächtigen
23.02.2007 Über fall?
05.07.2006 Bürgerwehren, Bettler und Fremde I
04.07.2005 Nicht jeder ist eine Minderheit?
13.06.2005 Gugi TV
31.03.2005 Frühlingserwachen
09.03.2005 Alles Lug ..?
25.02.2005 Frauen in die Küche – Keller unter Wasser
31.01.2005 „Melodie“
25.01.2005 Amen Dschijas
10.11.2004 Mr. President
05.10.2004 Zeit der Zigeuner Teil II
04.10.2004 Zeit der Zigeuner (1. Teil)
22.09.2004 Adieu Marius
14.09.2004 He romare!
09.09.2004 Vielleicht kalt duschen .....
28.07.2004 GRAZ ERZÄHLT
21.07.2004 Aufgabe: „Alavitien“
24.06.2004 Wie du sagen „Kassa"
09.06.2004 Kindermusiker oder der Bürgermeister, der Pfarrer und die Diva