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1987 hatten wir noch mit Anlauf über den Checkpoint Charlie hinaus über die Berliner Mauer gespuckt. Der Himmel über Berlin zeichnete eine kalte Trennung und trotzdem konnten wir von dieser Reise damals Schallplatten, darunter etwa Dave Phillips “Tainted Love” nach Graz mitbringen, die hier noch als Raritäten gehandelt wurden.
1989 war dann der Dresdner Stadtteil Altrochwitz halb verlassen und die Alteingesessenen, Dagebliebenen flüsterten hinter den Fensterbalken etwas von Wende, das was wir schon längst gelebt-ausgespochen hatten. Aus einem Volvo heraus fotografierte ich damals mit meiner OM2 – analog versteht sich – die Stasi -Zentrale. Es waren Momente des Auslösens, die Wim Wenders als das unmittelbare Geheimnis der Fotografie schildert. Wenders filmt zwar digital, aber der magische Moment vor und um die Verschlusszeit, 1/60 Sekunde etwa, wie auch die Erwartungshaltung des Danach, die Zeitspanne der Entwicklung macht für ihn auch heute noch Fotografie aus. “Old School”, werden viele schreien, aber gerade jenes geistige Ausrichten auf den Moment macht neben der handwerklichen Fertigkeit die Magie des Augenblickes aus – das Sehen im Einsehen. Der Sekundenbruchteil in seiner Einzigartigkeit. Der Moment, der sich nur zu oft innerhalb der inflationären Vervielfältigung verflüchtigt. Photo Graz 2014 wird heuer in einer offenen Sammelausstellung mehr als genügend solcher Augenblicke zeigen; digital wie analog, was im Schwemmland des Digitalzeitalters die Minderzahl ausmacht. Irgendwo in meinem Kasten liegt eine Nikon F4, die ich mit einem XP2 Film bestücken werde. Wie lange wir analoge Filme wohl überhaupt noch bekommen werden? Die Sammelausstellungen um Photo Graz sind mittlerweile ein Impulsgeber der heimischen Fotoszene, der über die Jahre durch Graz wandert: Tratari, Künstlerhaus, Neue Galerie usw. Diesmal ist man im Kunstfreiraum Papierfabrik in der Ungergasse 24a gelandet, was auch den Mut der Kulturvermittlung Steiermark verdeutlicht, mit neugeschaffenen Kulturinitiativen zu kooperieren. Gerhard Gross macht seit Jahren die Basisarbeit für Photo Graz und sorgt über die Kulturvermittlung über den nötigen Austausch. Ich vermisse um mich das Foto der Woche, das Plakat, dass sich mühelos einfügt in das Kunst - und Kulturganze, Fotografie, die aus ihrer Halbwertszeit des digitalen Gedächtnisses heraustritt und Bestandteil des kollektiven Erinnerns wird. In Zeiten, wo jeder Handybesitzer sich stolz Fotograf oder Filmemacher nennen darf und sich die Festplatten mit Archiv -Alben füllen, ist gerade der handwerkliche Blick um Entschleunigung von überlebenstiftender Relevanz für die Fotografie. Das “Knopferldruckzeitalter” aber, wie die Geschichte unsere Epoche bezeichnen wird, überschwemmt mit Datenbahnen, einer Überdosis gleich, permanent Zonen, die sich grade reaktivieren oder reframen wollen, Das Einsehen kommt immer erst nach dem Burnout, wie die Erkenntnis dass meine Lumix mit dem letztem Bild ihren Geist aufgegeben hatte. Der Titel meiner Ausstellungsfotografie lautet: “Nach dem Regen.” Ein schwarzer Streifen legt sich an die Ränder des Bildes, gleich einer Maske und ich wandere über die digitale Malerei unscharf hinaus und bin schließlich froh, dass es mein “letztes-digitales-Foto” geworden ist. Ob die Fotografie durch die Digitalisierung besser geworden ist, wage ich zu bezweifeln; zu wenige FotokünstlerInnen treffe ich da draussen im rauschenden Herbstgelb am Fluss. Man muss sich doch auch von der permanenten Wahrnehmungsflut und ihrer Vielzahl von soziokritischen Profilen und Formaten einmal ausrasten und erholen dürfen? Selbst der Infrarotblick einer Film-Videoinstallation die Rottöne in Landschaften hinein verordnet, die über dem Alltagsgrauen in Mehrfachprojektionen stehen, bringt mir schlussendlich nur den letzten Urwald Österreichs in Erinnerung, obwohl diese Bilder in Afrika “geschossen” wurden. Neben dem Herbstgold bleibt dieses Rot über, dass mir im Traum archaische Felswände fotografisch in Szene setzt – auch diesmal in bewegten Film- oder Videomaterial. Über die infrarote Wand donnert diesmal ein Wasserfall, der mich mit seinen wogenden sprühenden Kaskadennebel nachhaltig belebt. Auch dann noch, wenn das Bild der Innenschau aus dem Traumbild heraus ins Tagwerk tritt. So kann ich Wim Wenders Gedanken zum Dokumentarfilm “Salz der Erde” über den Fotografen Sebastio Salgado nur weiter folgen, dass gerade die elementare Naturschau aus der Traumabewältigung kommt – auch wenn mein Traum als filmischer Vermittler auftrat. Wenders trat ja seit langem für einen Dialog mit dem Ort ein. Ob meine Flugspucke zum Mauergedanken 25 Jahre danach eben dort auch gelandet ist, lässt sich heute nur noch schwer rekonstruieren. Ob ein neuer Kalter Krieg alte Demagogien in neue Muster und Mauern zwingt, die längst überfällig geglaubt waren, macht inflationäre Machtbestrebungen mehr und mehr sichtbar. Die Verschlussmomente der fotografischen Stand- und Laufbilder können eine Zeitenwende zwar dokumentieren, den Lauf der unaufhaltsamen Gegebenheiten jedoch nicht ändern, ausser jedoch in ihren Intervallen von Wahrnehmung die bedeutenden, zielführenden Fragen zu stellen.
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1989 war dann der Dresdner Stadtteil Altrochwitz halb verlassen und die Alteingesessenen, Dagebliebenen flüsterten hinter den Fensterbalken etwas von Wende, das was wir schon längst gelebt-ausgespochen hatten. Aus einem Volvo heraus fotografierte ich damals mit meiner OM2 – analog versteht sich – die Stasi -Zentrale. Es waren Momente des Auslösens, die Wim Wenders als das unmittelbare Geheimnis der Fotografie schildert. Wenders filmt zwar digital, aber der magische Moment vor und um die Verschlusszeit, 1/60 Sekunde etwa, wie auch die Erwartungshaltung des Danach, die Zeitspanne der Entwicklung macht für ihn auch heute noch Fotografie aus. “Old School”, werden viele schreien, aber gerade jenes geistige Ausrichten auf den Moment macht neben der handwerklichen Fertigkeit die Magie des Augenblickes aus – das Sehen im Einsehen. Der Sekundenbruchteil in seiner Einzigartigkeit. Der Moment, der sich nur zu oft innerhalb der inflationären Vervielfältigung verflüchtigt. Photo Graz 2014 wird heuer in einer offenen Sammelausstellung mehr als genügend solcher Augenblicke zeigen; digital wie analog, was im Schwemmland des Digitalzeitalters die Minderzahl ausmacht. Irgendwo in meinem Kasten liegt eine Nikon F4, die ich mit einem XP2 Film bestücken werde. Wie lange wir analoge Filme wohl überhaupt noch bekommen werden? Die Sammelausstellungen um Photo Graz sind mittlerweile ein Impulsgeber der heimischen Fotoszene, der über die Jahre durch Graz wandert: Tratari, Künstlerhaus, Neue Galerie usw. Diesmal ist man im Kunstfreiraum Papierfabrik in der Ungergasse 24a gelandet, was auch den Mut der Kulturvermittlung Steiermark verdeutlicht, mit neugeschaffenen Kulturinitiativen zu kooperieren. Gerhard Gross macht seit Jahren die Basisarbeit für Photo Graz und sorgt über die Kulturvermittlung über den nötigen Austausch. Ich vermisse um mich das Foto der Woche, das Plakat, dass sich mühelos einfügt in das Kunst - und Kulturganze, Fotografie, die aus ihrer Halbwertszeit des digitalen Gedächtnisses heraustritt und Bestandteil des kollektiven Erinnerns wird. In Zeiten, wo jeder Handybesitzer sich stolz Fotograf oder Filmemacher nennen darf und sich die Festplatten mit Archiv -Alben füllen, ist gerade der handwerkliche Blick um Entschleunigung von überlebenstiftender Relevanz für die Fotografie. Das “Knopferldruckzeitalter” aber, wie die Geschichte unsere Epoche bezeichnen wird, überschwemmt mit Datenbahnen, einer Überdosis gleich, permanent Zonen, die sich grade reaktivieren oder reframen wollen, Das Einsehen kommt immer erst nach dem Burnout, wie die Erkenntnis dass meine Lumix mit dem letztem Bild ihren Geist aufgegeben hatte. Der Titel meiner Ausstellungsfotografie lautet: “Nach dem Regen.” Ein schwarzer Streifen legt sich an die Ränder des Bildes, gleich einer Maske und ich wandere über die digitale Malerei unscharf hinaus und bin schließlich froh, dass es mein “letztes-digitales-Foto” geworden ist. Ob die Fotografie durch die Digitalisierung besser geworden ist, wage ich zu bezweifeln; zu wenige FotokünstlerInnen treffe ich da draussen im rauschenden Herbstgelb am Fluss. Man muss sich doch auch von der permanenten Wahrnehmungsflut und ihrer Vielzahl von soziokritischen Profilen und Formaten einmal ausrasten und erholen dürfen? Selbst der Infrarotblick einer Film-Videoinstallation die Rottöne in Landschaften hinein verordnet, die über dem Alltagsgrauen in Mehrfachprojektionen stehen, bringt mir schlussendlich nur den letzten Urwald Österreichs in Erinnerung, obwohl diese Bilder in Afrika “geschossen” wurden. Neben dem Herbstgold bleibt dieses Rot über, dass mir im Traum archaische Felswände fotografisch in Szene setzt – auch diesmal in bewegten Film- oder Videomaterial. Über die infrarote Wand donnert diesmal ein Wasserfall, der mich mit seinen wogenden sprühenden Kaskadennebel nachhaltig belebt. Auch dann noch, wenn das Bild der Innenschau aus dem Traumbild heraus ins Tagwerk tritt. So kann ich Wim Wenders Gedanken zum Dokumentarfilm “Salz der Erde” über den Fotografen Sebastio Salgado nur weiter folgen, dass gerade die elementare Naturschau aus der Traumabewältigung kommt – auch wenn mein Traum als filmischer Vermittler auftrat. Wenders trat ja seit langem für einen Dialog mit dem Ort ein. Ob meine Flugspucke zum Mauergedanken 25 Jahre danach eben dort auch gelandet ist, lässt sich heute nur noch schwer rekonstruieren. Ob ein neuer Kalter Krieg alte Demagogien in neue Muster und Mauern zwingt, die längst überfällig geglaubt waren, macht inflationäre Machtbestrebungen mehr und mehr sichtbar. Die Verschlussmomente der fotografischen Stand- und Laufbilder können eine Zeitenwende zwar dokumentieren, den Lauf der unaufhaltsamen Gegebenheiten jedoch nicht ändern, ausser jedoch in ihren Intervallen von Wahrnehmung die bedeutenden, zielführenden Fragen zu stellen.
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[Artikel/n.nagy/14.11.2014]
Artikel/n.nagy
06.11.2017 Flüchtig
05.10.2017 Who can it be NOW?
01.09.2017 Kurz oder Lang
31.07.2017 Konzentriert Euch
20.07.2017 Kunst: eine Verantwortung
12.06.2017 Weisses Papier
17.05.2017 Salz im Tanz
04.04.2017 Es wurmst
07.03.2017 Two for Twelve
08.08.2016 Micro Galleries
22.07.2016 Pubculture
21.06.2016 Spiel und die Welt
12.05.2016 Friendly Alien
25.04.2016 Spielfelder
04.03.2016 WE COME AS FRIENDS
26.02.2016 Sound the beast
09.02.2016 Free China
13.12.2015 Happy?
10.11.2015 SPIELFELD
16.10.2015 Mein K(r)ampf
14.10.2015 Die Revolution frisst - Vereine die gerne AGs wären
13.07.2015 Der Fremde
10.06.2015 Vagabunden
20.03.2015 An-Statt-TV-Land
20.02.2015 FPF Filmpionier Bernhard Frankfurter
28.01.2015 Zabriskie Point: davor und danach
12.12.2014 Xmas3
14.11.2014 Klick it
20.10.2014 herbstpartie-y
23.09.2014 Dort – wo uns die Sprache erfindet
27.08.2014 Zukunft war gerade – und jetzt!
06.06.2014 Ein Sonntag im Mai
29.04.2014 Damals - Zeiten der Unruhe
24.03.2014 Krieg - Art
14.02.2014 Cooperale
11.11.2013 Straßennarben
10.10.2013 Das blaue Wunder - eine Brücke
05.09.2013 Belämmert mich - nicht.
05.08.2013 Take Care – cam me free
06.07.2013 Kunst-Aufwertung
03.06.2013 Über Kinder der Iris
13.05.2013 Grundlagen. Wer lehrte die Biene?
27.03.2013 Venedig
08.03.2013 HAARP - Harfenspieler
29.01.2013 Keine Angst
06.12.2012 Der Hofer wars ...
29.11.2012 Sieben
08.10.2012 Flashmobbing
07.09.2012 Club-Subculture again
02.08.2012 Keplerkoje - Gnadenlose Flut
25.07.2012 Zuviel Hitze
02.07.2012 Erdbeweger
18.05.2012 LEND WIRBELT
10.04.2012 Sturm - Kratzer am Meer
27.03.2012 Aufruf des Erinnerns (Iden des März)
16.02.2012 2nd Floor - stadtmuseum
23.01.2012 Neue Heimat
04.01.2012 Das verborgene Museum
29.11.2011 Bleibt Papier geduldig?
03.11.2011 Macht Platz
19.09.2011 Much too Much . Zuviel ist Zuviel
02.08.2011 Gries-Gardening
18.07.2011 Eine „Annen4elfolge“
29.06.2011 Arbeit macht über die Freiheit der Kunst freier
26.04.2011 ...oder dem Tanz das Töten verging
22.02.2011 3-25 ist -23
10.01.2011 Minus 18-25
06.12.2010 United - und eine Diagonale
12.10.2010 “Better Together”
24.08.2010 Smok-ie
27.07.2010 Grauschleier „Sport und Brötchen statt Drogen“
07.07.2010 Urbanes Verhandeln
31.05.2010 Es gilt die Unschuldsvermutung
30.03.2010 Black is Black
02.03.2010 Alles Schweigen - Shining: Ein Schubhaftgefängnis - Lager - in Vordernberg?
02.02.2010 "Jojo"
14.01.2010 Hotel §5 MRK
15.12.2009 Theater der Unterdrückten - das Weltforum-Theaterfestival aus Graz
15.11.2009 Schatz des Arif
30.10.2009 Mur-Boal
30.09.2009 Hanedke
13.09.2009 Daheimatlos
08.08.2009 Parkland
08.08.2009 Daheimatlos
10.06.2009 Kunst sollte man auch kaufen
05.05.2009 Einmal Arbeit genügt.
14.04.2009 Akademie Ortlos
09.03.2009 Frühlingsverfolgen
02.12.2008 Transkaukasische U-Boote
08.10.2008 Shanti-Kunstsitzen
12.09.2008 BECAUSE
10.07.2008 REGIONAL (e)
27.06.2008 Frühsommerspiele
08.04.2008 Nico will es wissen
05.03.2008 Alles Schall und Rauch
05.03.2008 Die üblichen Verdächtigen
23.02.2007 Über fall?
05.07.2006 Bürgerwehren, Bettler und Fremde I
04.07.2005 Nicht jeder ist eine Minderheit?
13.06.2005 Gugi TV
31.03.2005 Frühlingserwachen
09.03.2005 Alles Lug ..?
25.02.2005 Frauen in die Küche – Keller unter Wasser
31.01.2005 „Melodie“
25.01.2005 Amen Dschijas
10.11.2004 Mr. President
05.10.2004 Zeit der Zigeuner Teil II
04.10.2004 Zeit der Zigeuner (1. Teil)
22.09.2004 Adieu Marius
14.09.2004 He romare!
09.09.2004 Vielleicht kalt duschen .....
28.07.2004 GRAZ ERZÄHLT
21.07.2004 Aufgabe: „Alavitien“
24.06.2004 Wie du sagen „Kassa"
09.06.2004 Kindermusiker oder der Bürgermeister, der Pfarrer und die Diva