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Much too Much . Zuviel ist Zuviel
Much too Much . Zuviel ist Zuviel
(oder die Versuchung einer Lösung)
„Jeder Drogentote ist mir zuviel.“ Es scheinen doch Umstände in Graz zu sein, die berechtigte Zweifel an ernsthafter Auseinandersetzung erkennen lassen. Ein junger Mann steht langsam vor sich hin blutend in der Toilette am Schlossbergplatz. Aus seiner Armbeuge hängt eine Spritze, seine Augen sind weggedreht und ich erkenne aus der eigenen Erinnerung zwei am Fluss, die einem Mädchen den Schuss setzten. Ob man diverse Lokalbetreiber eben dafür verantwortlich machen kann, möchte ich bezweifeln. Die Schuldzuweisungen verlaufen sich im Wissen, dass … „ist mir zu viel.“. Vandalismusakte, die sich nicht gegen den eigenen Körper richten, erzeugen andersartige Umschläge der so genannten einsichtigen Stadtverantwortlichen. Und schließlich bleibt nur werbestrategische Provokation, die sich über die Thematik: „Rette sich, wer kann. Die Vandalen kommen wieder“ aburteilend erhebt. Aus dem Plakatsatz „Verpisst Euch,“ könnte rasch, „Ihr fixt mich an“ oder aus „Ihr kotzt mich an,“ könnte, „Setzt euch den letzten Schuss“ werden, um dem sinnlosen Schlagabtausch, jeder Sprachverantwortung und Wortschöpfung entzogen, natürlich plakativ seine Folgerichtigkeit zu erklären. Man sollte die Kampagne eigentlich nur auf Volljährige festlegen und sie als „völlig daneben“ druckreif bezeichnen. Es kann nicht erwartet werden, dass die Übertragung von Aggression ins Wörtliche zu weniger „Vandalismus“ führt. Es ist zu befürchten, dass das Gegenteil der Fall werden könnte, zumal sich ja die Frage stellt: Wer kotzt wen an? oder „Wohin verpissen, nachdem wir euch angekotzt haben?“ und „Wer wäscht eure weiße Weste weißer?“. Machen nicht die Blutspuren am Boden einer Zentrumstoilette nachdenklicher und wird die Jugendkultur wieder nicht aufgefordert sich zu Wort zu melden als versoffenes, fertiggefahrenes wie störendes Element, das sich aktionistisch auf die Plakatwände wuchtet. Ob sich die Politik „angekotzt“ vorkommt, und ob nicht jener Gestank der Gosse nicht eben gerade durch solche Saubermacherprotokolle genau ins entgegengesetzte Fahrwasser gelangt? „Ich fühle mich schlecht“ nachdem wieder einer vom Schlossberg gesprungen war. Angeblich ein Bettler. „Euer Abgang ist uns eine Zumutung.“ „Euer Suizid bringt uns zum Heulen.“ Und keiner fragt sich nach den zerfransten Grenzen der Jugendkultur. Namhafte Rapper um Bushido sollen - ohne benutzt zu werden - um der Publizität wegen eingeflogen werden. „Euer Sommerloch schärft mich nicht an,“ oder „Euer Urlaub bringt mich auch nicht weiter!“ Dann bleibt nur zu hoffen, dass nicht jeder Satz welcher Agentur auch immer - das Thema Straßenmusik, Subkultur und Rap angeht: „Euro Töne verursachen Ohrenkrebs.“ „Wer bettelt, stirbt früher.“ „Kultur hockt nicht am Boden.“ „Wir lassen uns nicht verslumen“. Und es setzt mich nieder, wenn ich wohl aus tiefster eigenster Angst bedenke, dass KünstlerInnen öffentlich unter dem Schriftzug: „Schnorrt mich nicht an.“ „Geht endlich an die Arbeit.“ frei ausgestellt werden.
Unsere Kinder und Jugendlichen schielen auf die „aufklärerischen“ Plakate und tragen Fragezeichen, welches Feindbild ihnen gerade nun zu Schulbeginn von weit her betrachtet gezeigt wird. „Wir brauchen uns ja deshalb nicht zu Tode saufen oder mit Drogen totschießen.“
Bild: soniroa >> Bildlink >>
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