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Akademie Ortlos
Über die Brücke hinaus finden schon interkulturelle „Stammtische“ statt.
Das Nichtsangehen mit dem Nichtwissen zu tun hat. Der Bahnhof im Fastniemandsland hinter der kleinen ungarischen Landschaft „Ortlos“ liegt aus der Gegenwart gezogen; nur über dort erreicht der Suchende den Zusammenfluss von Mur und Drau; ebendort an der ungarisch-kroatischen Grenze. Dort endet der Blick von Ungarn aus einsichtig; dort eben reicht der Steg in die Strömung hinaus, zieht den Blick strömeaufwärts und gegen das serbische Grenzland, einer Umarmung gleich hinunter und zugleich aufwärts. Das Murende. Blinde Flecken erwarten ein Einsehen. Gleich einer marmornen Linse erinnert sich die Zeit an Worte eines alten Roms; Mahathma – große Seele – wo über die Jahre die Vogelfreien und Juden auf einer Insel mitten in Europa dem mörderischen Ausrottungsplan bis zum 19. März 1944 entgegenlebten, der Anfang von Ende zynischster Barbarei inmitten einseitiger Hoffnung: der Krieg könnte zu seinem Ende kommen. Eichmanns Kommandos verstanden es, mit den Garden Szalasis gemeinsam innerhalb weniger Wochen über 400 000 Menschen in die polnischen Vernichtungslager zu deportieren. Wie heute, wo noch immer Namenlose durch Ungarn geistern, werden wir es nicht schaffen, das Totengold, darunter Zahngold, dass in den ersten Auffanglagern gerissen wurde, den Roms zuordnen. Das ist nicht Angelegenheit eines klinisch „gesäuberten“ Europa und seiner gegenwärtigen Sorgen. Die blinden Flecken in den Bänderungen jenes verschleierten Bildes hinein angeschrieben, als hätte Mahathma recht gehabt: „Wir haben aus der Geschichte nicht gelernt.“ 60 Jahre danach neuerliches Erschrecken inmitten von inszenierten Aufmärschen und allen Warnungen zum Trotz, mit Blindheit und Taubheit gestraft und die Bilder und Gegentöne abverdrängt, als wäre Ortlos jenes Niemandsland, dass in eine Zeitspalte zurückgezogen sich mit alten Giften paart. Selbst hierzulande, im ansonsten so klinischen Graz, findet man Schwarze Uniformen durchaus in Ordnung; Wächter, die zur Entlastung eingesetzt werden. Während „Sluming ...“ die Oscarjury herausforderte und ein mit Scheiße bedeckter indischer Junge über die Leinwand provoziert, fallen wieder Schüsse - auf die aus ihren brennenden Häusern Flüchtenden, darunter Kinder. Braun gefärbter Nationalwahn ins Schwarz abgeglitten, gepaart mit magyarischen Herrenmenschen und Rockerhabitus marschiert wieder. Auf den Knopf wurde auch hier gedrückt, hier wurde „gesäubert“, und wieder vernimmt man Stimmen um Verbote und Kommissionen aus dem rechten Lager. Hier gibt es keine Toten vor den niedergebrannten Häusern, dennoch drückt die Rechte auf den Knopf und schürt Rassismen und Ängste und verfällt in Sippendenken, während die Vögel flussaufwärts ziehen. Der Balkon einem Nest gleich gibt den Blick frei gegen Westen über das Kunsthaus hinaus. Am Fluss haben sie „Steinmander“ gestellt, die ein Architekt mit seinem Sohn stromaufwärts an der Murquelle ausprobierte. Nun hatte ein anderer Sohn diese über jenen einheimischen Geiger, der die „Flusswinde“ einspielte in die Stadt getragen. Auch die Premiere „Wanderungen. Bare Droma“ hatte der Fiedler unterstützt und war einer der wenigen, der die Hintergründe über die Kader hinaus lesen konnte. Den Zeitungsartikel, den er mir dann am Balkon über der Hauptbrücke hinhält, unterstreicht dumpf die Hilflosigkeit - offenbar aus der Bundeshauptstadt kopiert -, Straßenmusiker vor eine Prüfungskommission zu schleppen. Die Frage nach Zumutbarkeit innerhalb der Schmerzgrenzen stellt sich anders: dass der Musiker-Rom ohne Genehmigung nämlich sein Instrument riskiert, die schräge Geige inbegriffen - auch wenn sie niemand ersteigern wird. Ordnung wird durch neuerliche Zertifizierung niemals entstehen. Qualität lässt sich vielleicht erarbeiten? Zur Erinnerung an die geplante Akademie gegen Sippenverhaftetheit, das Institut für folkloristische Aufarbeitung von musikalischen Gegenwartstendenzen, und der Schule für interkulturellen Austausch und Abhilfe von Engstirnigkeit wird über den blassen Gedanken hinüber über die Akademie hinaus gedacht. Ortlos wandert der Gedanke über die Musikschaffenden, die schon andere Zeiten gesehen und zeitgemäßere Klangbilder gehört haben als den Nachhall nicht so ferner Schüsse.
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Das Nichtsangehen mit dem Nichtwissen zu tun hat. Der Bahnhof im Fastniemandsland hinter der kleinen ungarischen Landschaft „Ortlos“ liegt aus der Gegenwart gezogen; nur über dort erreicht der Suchende den Zusammenfluss von Mur und Drau; ebendort an der ungarisch-kroatischen Grenze. Dort endet der Blick von Ungarn aus einsichtig; dort eben reicht der Steg in die Strömung hinaus, zieht den Blick strömeaufwärts und gegen das serbische Grenzland, einer Umarmung gleich hinunter und zugleich aufwärts. Das Murende. Blinde Flecken erwarten ein Einsehen. Gleich einer marmornen Linse erinnert sich die Zeit an Worte eines alten Roms; Mahathma – große Seele – wo über die Jahre die Vogelfreien und Juden auf einer Insel mitten in Europa dem mörderischen Ausrottungsplan bis zum 19. März 1944 entgegenlebten, der Anfang von Ende zynischster Barbarei inmitten einseitiger Hoffnung: der Krieg könnte zu seinem Ende kommen. Eichmanns Kommandos verstanden es, mit den Garden Szalasis gemeinsam innerhalb weniger Wochen über 400 000 Menschen in die polnischen Vernichtungslager zu deportieren. Wie heute, wo noch immer Namenlose durch Ungarn geistern, werden wir es nicht schaffen, das Totengold, darunter Zahngold, dass in den ersten Auffanglagern gerissen wurde, den Roms zuordnen. Das ist nicht Angelegenheit eines klinisch „gesäuberten“ Europa und seiner gegenwärtigen Sorgen. Die blinden Flecken in den Bänderungen jenes verschleierten Bildes hinein angeschrieben, als hätte Mahathma recht gehabt: „Wir haben aus der Geschichte nicht gelernt.“ 60 Jahre danach neuerliches Erschrecken inmitten von inszenierten Aufmärschen und allen Warnungen zum Trotz, mit Blindheit und Taubheit gestraft und die Bilder und Gegentöne abverdrängt, als wäre Ortlos jenes Niemandsland, dass in eine Zeitspalte zurückgezogen sich mit alten Giften paart. Selbst hierzulande, im ansonsten so klinischen Graz, findet man Schwarze Uniformen durchaus in Ordnung; Wächter, die zur Entlastung eingesetzt werden. Während „Sluming ...“ die Oscarjury herausforderte und ein mit Scheiße bedeckter indischer Junge über die Leinwand provoziert, fallen wieder Schüsse - auf die aus ihren brennenden Häusern Flüchtenden, darunter Kinder. Braun gefärbter Nationalwahn ins Schwarz abgeglitten, gepaart mit magyarischen Herrenmenschen und Rockerhabitus marschiert wieder. Auf den Knopf wurde auch hier gedrückt, hier wurde „gesäubert“, und wieder vernimmt man Stimmen um Verbote und Kommissionen aus dem rechten Lager. Hier gibt es keine Toten vor den niedergebrannten Häusern, dennoch drückt die Rechte auf den Knopf und schürt Rassismen und Ängste und verfällt in Sippendenken, während die Vögel flussaufwärts ziehen. Der Balkon einem Nest gleich gibt den Blick frei gegen Westen über das Kunsthaus hinaus. Am Fluss haben sie „Steinmander“ gestellt, die ein Architekt mit seinem Sohn stromaufwärts an der Murquelle ausprobierte. Nun hatte ein anderer Sohn diese über jenen einheimischen Geiger, der die „Flusswinde“ einspielte in die Stadt getragen. Auch die Premiere „Wanderungen. Bare Droma“ hatte der Fiedler unterstützt und war einer der wenigen, der die Hintergründe über die Kader hinaus lesen konnte. Den Zeitungsartikel, den er mir dann am Balkon über der Hauptbrücke hinhält, unterstreicht dumpf die Hilflosigkeit - offenbar aus der Bundeshauptstadt kopiert -, Straßenmusiker vor eine Prüfungskommission zu schleppen. Die Frage nach Zumutbarkeit innerhalb der Schmerzgrenzen stellt sich anders: dass der Musiker-Rom ohne Genehmigung nämlich sein Instrument riskiert, die schräge Geige inbegriffen - auch wenn sie niemand ersteigern wird. Ordnung wird durch neuerliche Zertifizierung niemals entstehen. Qualität lässt sich vielleicht erarbeiten? Zur Erinnerung an die geplante Akademie gegen Sippenverhaftetheit, das Institut für folkloristische Aufarbeitung von musikalischen Gegenwartstendenzen, und der Schule für interkulturellen Austausch und Abhilfe von Engstirnigkeit wird über den blassen Gedanken hinüber über die Akademie hinaus gedacht. Ortlos wandert der Gedanke über die Musikschaffenden, die schon andere Zeiten gesehen und zeitgemäßere Klangbilder gehört haben als den Nachhall nicht so ferner Schüsse.
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[Kolumne/n.nagy/14.04.2009]
Kolumne/n.nagy
06.11.2017 Flüchtig
05.10.2017 Who can it be NOW?
01.09.2017 Kurz oder Lang
31.07.2017 Konzentriert Euch
20.07.2017 Kunst: eine Verantwortung
12.06.2017 Weisses Papier
17.05.2017 Salz im Tanz
04.04.2017 Es wurmst
07.03.2017 Two for Twelve
08.08.2016 Micro Galleries
22.07.2016 Pubculture
21.06.2016 Spiel und die Welt
12.05.2016 Friendly Alien
25.04.2016 Spielfelder
04.03.2016 WE COME AS FRIENDS
26.02.2016 Sound the beast
09.02.2016 Free China
13.12.2015 Happy?
10.11.2015 SPIELFELD
16.10.2015 Mein K(r)ampf
14.10.2015 Die Revolution frisst - Vereine die gerne AGs wären
13.07.2015 Der Fremde
10.06.2015 Vagabunden
20.03.2015 An-Statt-TV-Land
20.02.2015 FPF Filmpionier Bernhard Frankfurter
28.01.2015 Zabriskie Point: davor und danach
12.12.2014 Xmas3
14.11.2014 Klick it
20.10.2014 herbstpartie-y
23.09.2014 Dort – wo uns die Sprache erfindet
27.08.2014 Zukunft war gerade – und jetzt!
06.06.2014 Ein Sonntag im Mai
29.04.2014 Damals - Zeiten der Unruhe
24.03.2014 Krieg - Art
14.02.2014 Cooperale
11.11.2013 Straßennarben
10.10.2013 Das blaue Wunder - eine Brücke
05.09.2013 Belämmert mich - nicht.
05.08.2013 Take Care – cam me free
06.07.2013 Kunst-Aufwertung
03.06.2013 Über Kinder der Iris
13.05.2013 Grundlagen. Wer lehrte die Biene?
27.03.2013 Venedig
08.03.2013 HAARP - Harfenspieler
29.01.2013 Keine Angst
06.12.2012 Der Hofer wars ...
29.11.2012 Sieben
08.10.2012 Flashmobbing
07.09.2012 Club-Subculture again
02.08.2012 Keplerkoje - Gnadenlose Flut
25.07.2012 Zuviel Hitze
02.07.2012 Erdbeweger
18.05.2012 LEND WIRBELT
10.04.2012 Sturm - Kratzer am Meer
27.03.2012 Aufruf des Erinnerns (Iden des März)
16.02.2012 2nd Floor - stadtmuseum
23.01.2012 Neue Heimat
04.01.2012 Das verborgene Museum
29.11.2011 Bleibt Papier geduldig?
03.11.2011 Macht Platz
19.09.2011 Much too Much . Zuviel ist Zuviel
02.08.2011 Gries-Gardening
18.07.2011 Eine „Annen4elfolge“
29.06.2011 Arbeit macht über die Freiheit der Kunst freier
26.04.2011 ...oder dem Tanz das Töten verging
22.02.2011 3-25 ist -23
10.01.2011 Minus 18-25
06.12.2010 United - und eine Diagonale
12.10.2010 “Better Together”
24.08.2010 Smok-ie
27.07.2010 Grauschleier „Sport und Brötchen statt Drogen“
07.07.2010 Urbanes Verhandeln
31.05.2010 Es gilt die Unschuldsvermutung
30.03.2010 Black is Black
02.03.2010 Alles Schweigen - Shining: Ein Schubhaftgefängnis - Lager - in Vordernberg?
02.02.2010 "Jojo"
14.01.2010 Hotel §5 MRK
15.12.2009 Theater der Unterdrückten - das Weltforum-Theaterfestival aus Graz
15.11.2009 Schatz des Arif
30.10.2009 Mur-Boal
30.09.2009 Hanedke
13.09.2009 Daheimatlos
08.08.2009 Parkland
08.08.2009 Daheimatlos
10.06.2009 Kunst sollte man auch kaufen
05.05.2009 Einmal Arbeit genügt.
14.04.2009 Akademie Ortlos
09.03.2009 Frühlingsverfolgen
02.12.2008 Transkaukasische U-Boote
08.10.2008 Shanti-Kunstsitzen
12.09.2008 BECAUSE
10.07.2008 REGIONAL (e)
27.06.2008 Frühsommerspiele
08.04.2008 Nico will es wissen
05.03.2008 Alles Schall und Rauch
05.03.2008 Die üblichen Verdächtigen
23.02.2007 Über fall?
05.07.2006 Bürgerwehren, Bettler und Fremde I
04.07.2005 Nicht jeder ist eine Minderheit?
13.06.2005 Gugi TV
31.03.2005 Frühlingserwachen
09.03.2005 Alles Lug ..?
25.02.2005 Frauen in die Küche – Keller unter Wasser
31.01.2005 „Melodie“
25.01.2005 Amen Dschijas
10.11.2004 Mr. President
05.10.2004 Zeit der Zigeuner Teil II
04.10.2004 Zeit der Zigeuner (1. Teil)
22.09.2004 Adieu Marius
14.09.2004 He romare!
09.09.2004 Vielleicht kalt duschen .....
28.07.2004 GRAZ ERZÄHLT
21.07.2004 Aufgabe: „Alavitien“
24.06.2004 Wie du sagen „Kassa"
09.06.2004 Kindermusiker oder der Bürgermeister, der Pfarrer und die Diva